Die Meldung hat viele überrascht: Bei der Einführung des 5G-Netzes setzt die Swisscom auf ein Gerät des Smartphone-Herstellers Oppo. Die chinesische Firma ist der erste Anbieter, der ein Smartphone für den neuen Funkstandard liefern kann.
Höhere Margen
Seit Jahrzehnten ist China die Fabrik der Welt. Nun haben die Hersteller von Smartphones den Schritt von der Produktionsstätte zur eigenständigen Marke gemacht.
Voraussetzung waren grosse Investitionen in Design, Vertriebskanäle und Marketing. Dafür winkt neben höheren Gewinnen auch ein gestärktes Selbstbewusstsein: Chinesische Firmen produzieren nicht länger bloss Smartphones nach Vorgaben ausländischer Auftraggeber, die Unternehmen entwerfen, fertigen und vertreiben attraktive Geräte unter ihrem eigenen Brand – und das mit grossem Erfolg.
Gigant BBK Electronics
Samsung oder LG kennt jeder, auch Huawei ist mittlerweile eine geläufige Marke, die vermeintlich kleineren Marken sind viel weniger bekannt. Dabei verkaufen Schweizer Händler schon seit längerem Geräte von Xiaomi, Vivo, OnePlus oder Oppo.
Die drei letztgenannten Marken gehören zur Firma BBK Electronics. Der chinesische Konzern ist nach Schätzungen des Beratungsunternehmens CCS Insight nach Samsung der zweitgrösste Smartphone-Hersteller der Welt. In drei Jahren hat die Holding aus dem südchinesischen Dongguan die Produktion fast verdreifacht.
Weltmarkt im Visier
Dieser Erfolg kommt nicht von ungefähr. Beim Markteintritt im Westen setzen die Hersteller auch auf gezielte Marketing-Kampagnen: In Spanien schloss Oppo 2015 einen Sponsorenvertrag mit dem FB Barcelona, in Thailand warb das Unternehmen mit der koreanischen Boy-Group 2PM.
Eine ganz besondere Strategie dachte sich OnePlus vor sechs Jahren für die Premiere im Westen aus. Bestellen konnte das Gerät nur, wer eine Einladung dazu erhalten hatte. Für OnePlus ging die Rechnung auf. Ohne dass der chinesische Newcomer Geld in eine Marketingkampagne investieren musste, trat er einen veritablen Run auf das Gerät mit dem guten Preis-Leistungs-Verhältnis los.
Die Giganten im Hintergrund
Ein Konzern, verschiedenen Marken – diese Struktur erinnert an die Auto-Industrie. Grossfirmen wie General Motors sprechen über verschiedene Tochterunternehmen wie Buick, Chevrolet oder Cadillac unterschiedliche Käufergruppen an.
Genauso machen es auch die chinesischen Smartphone-Hersteller. OnePlus etwa hat technisch Bewanderte im Visier, die nach dem besten Kosten-Nutzen-Verhältnis suchen, Oppo bietet Geräte im mittleren bis oberen Preissegment an.
Preiswert heisst nicht wertlos
Die Qualität der chinesischen Smartphones ist solide, auch die der günstigen Geräte. China verfügt über jahrelange Erfahrung in der Produktion von Elektronikgeräten, zuerst im Bereich Unterhaltungselektronik, dann bei Handys und Smartphones. Sowohl Apple als auch Samsung produzieren im Reich der Mitte.
Kommt hinzu: Nur wenige Firmen auf der Welt sind in der Lage, einen komplexen Chip zu entwerfen und zu produzieren. Das Innenleben vieler Smartphones verschiedener Marken unterscheidet sich oft kaum voneinander. In den Geräten findet man immer wieder die gleichen Bauteile von den gleichen Lieferanten, Chips aber auch Bildschirme.