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Social Media und Schulnoten «Horrorszenarien sind unbegründet»

  • Eine neue Studie findet keinen Zusammenhang zwischen der Nutzung sozialer Netzwerke und schulischem Lernerfolg.
  • Allerdings: Schüler, die sehr oft auf Facebook, Snapchat, Instagram und Co. unterwegs sind, schreiben geringfügig schlechtere Noten.
  • In die Auswertung flossen Daten von fast 30'000 jungen Leuten zwischen 13 und 22 Jahren ein.

Wenn der Sohn dauernd auf Sozialen Netzwerken unterwegs ist, bringt er schlechtere Noten nach Hause. Viele Eltern befürchten das. Möglicherweise zu Unrecht, wie eine Auswertung von Wissenschaftlern aus Bayern zeigt.

Forscher sehen keinen alarmierenden Zusammenhang zwischen der Nutzung sozialer Netzwerke und dem Lernerfolg von Kindern und Jugendlichen. «Horrorszenarien über die mutmasslich fatalen Auswirkungen von sozialen Netzwerken auf schulische Leistungen sind unbegründet», ist das Fazit von Markus Appel von der Universität Würzburg.

Von Multitasking wird abgeraten

Der Kommunikations-Wissenschaftler hat mit Kollegen aus Bamberg und Würzburg die Ergebnisse von 59 Publikationen zum Zusammenhang zwischen Social-Media-Nutzung und Schulleistungen ausgewertet. Richtig genutzt könnten soziale Netzwerke die Schulnoten sogar leicht verbessern, berichten gar Forscher in der Fachzeitschrift «Educational Psychology Review» .

Der Abgleich zeigte: Nutzen Schüler Social Media, um sich über schulbezogene Themen wie Hausaufgaben auszutauschen, schreiben sie im Mittel leicht bessere Noten. Von Multitasking – also Lernen oder Hausaufgaben machen und dabei soziale Medien nutzen – ist jungen Leuten dagegen abzuraten: Es verschlechtert die Leistung leicht.

Social-Media-Zeit nicht auf Kosten des Lernens

Auch die Intensität der Nutzung hat Einfluss auf die Schulleistungen. Schüler, die sehr oft auf Facebook, Snapchat, Instagram und Co unterwegs sind, schreiben geringfügig schlechtere Noten. Ein spannender Aspekt der Würzburger Studie ist, dass junge Leute trotz intensiver Handyzeit offenbar nicht weniger lernen. «Es gibt keinen Beleg für die plausible Annahme, dass Social-Media-Zeit zu Lasten des Lernens geht», sagte Appel.

Schüler, die besonders intensiv Social Media nutzen, verwenden nicht weniger Zeit aufs Lernen. Möglicherweise nutzten die Jugendlichen dafür die Phasen, die die Generation vor ihr vorm Fernseher verbracht habe. Damit hätte die Jugend von heute sogar einen kleinen Vorteil, so Appel. «Über den Fernseher konnte man sich nicht über Schulaufgaben austauschen».

Art der Nutzung entscheidend

In die Auswertung waren die Daten von fast 30'000 jungen Leuten zwischen 13 und 22 Jahren eingeflossen. Einzeln betrachtet zeigten viele der einbezogenen Studien widersprüchliche Ergebnisse, sagte Co-Autorin Caroline Marker. Die einen fänden positive, die anderen negative und manche gar keine Auswirkungen. Statistisch zusammengeführt ergäben die Antworten der Schüler zur Nutzung sozialer Medien und die Auswertung ihrer Noten ein klareres Bild. «Es ist nicht so schlimm wie manchmal behauptet wird», so Appels Fazit.

Die Nutzung von Social Media sei für die junge Generation weder prinzipiell sehr gut noch generell sehr schlecht. «Es kommt eben darauf an, was man mit Social Media macht.»

Noch unklar ist, ob schlechtere Schüler eher zu umfassender Social-Media-Nutzung neigen oder ob es die intensive Beschäftigung mit solchen Netzwerken ist, die zu leicht schlechteren Leistungen führt.

Online-Zeit mit Folgen für Zufriedenheit

Mit einer anderen Auswirkung von viel Zeit am Smartphone oder Laptop hatte sich kürzlich eine US-Studie beschäftigt: Immer mehr Zeit online zu verbringen heisst demnach nicht zwingend, sich immer besser zu fühlen. Am glücklichsten sind die Teens, die nur knapp eine Stunde täglich online sind, ergab die im Fachmagazin «Emotion» vorgestellte Analyse der San Diego State University. Jene, die länger als eine Stunde pro Tag am Bildschirm kleben, sind weniger zufrieden – ebenso jene, die gar keine Digitalmedien nutzen (dürfen).

Auch diese Studie stellte allerdings keinen kausalen Zusammenhang her, sondern zeigte nur eine Korrelation – es bleibt also unklar, ob die Zufriedenheit wirklich an die Medien-Nutzung gekoppelt ist oder an andere, damit verbundene Faktoren.

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