Wer schon einmal in New York war, kennt ihn wahrscheinlich: Den «Charging Bull», den schnaubenden, angriffslustigen Bullen vor der New Yorker Börse.
Symbol für die Gleichberechtigung
Seit dem 8. März steht der Bulle nicht mehr allein an der Wall Street. Am internationalen Frauentag wurde ihm die Statue des «Fearless Girl» – des furchtlosen Mädchens – vor die Nase gestellt. Die Bronze-Statue der Künstlerin Kristen Visbal mit trotzig in die Hüfte gestemmten Armen ist zum Symbol für die Gleichberechtigung von Frau und Mann geworden.
Dagegen wehrt sich nun der Schöpfer des «Charging Bull»: Der Künstler Arturo Di Modica will das Mädchen vor seinem Bullen weg haben.
Künstler: nicht gegen Gleichberechtigung, aber...
An einer Medienkonferenz hat er gemeinsam mit seinem Anwalt erklärt: Er sei natürlich nicht gegen Gleichberechtigung, aber die Mädchen-Statue verändere die Bedeutung seines Kunstwerks. Er habe den Bullen als positives, optimistisches Symbol an der Wall Street installiert. Nun mit dem trotzigen Mädchen als Gegenüber sei der Stier zu etwas Negativem, etwas Bedrohlichem geworden.
Sein Anwalt verlangt deshalb, dass die Skulptur entfernt wird und an einem anderen Ort in New York aufgestellt wird. Der Anwalt sieht auch die Rechte seines Klienten verletzt, das «Fearless Girl» habe klar eine kommerzielle Absicht – zumal eine grosse US-Investmentfirma die Skulptur in Auftrag gegeben habe.
Bürgermeister: Das Mädchen bleibt
Arturo die Modica hat den Bullen als Reaktion auf den Börsencrash von 1987 erschaffen – quasi als Symbol der Widerstandskraft der New Yorker Börse. Und dann hat er den tonnenschweren Bullen in einer Nacht und Nebel-Aktion, ohne Erlaubnis, an der Wall Street abgestellt. Der Bronze-Stier wurde enorm populär, und die Behörden haben damals entschieden: Der Bulle darf bleiben.
Der New Yorker Bürgermeister Bill de Blasio hat derweil bekräftigt, die Statue des Mädchens bleibe bis mindestens 2018 an der Wall Street stehen. Dass es Männer gebe, die das Mädchen entfernen wollten, sei das beste Argument dafür.