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Swiss mustert Avro-Flotte aus «Der Jumbolino war besser als sein Ruf»

Das Attribut «Pannenflieger» stimme keinesfalls, sagt der stellvertretende Flottenchef Peter Huber zum Abschied.

Das Wichtigste in Kürze

  • Gestern sind zum letzten Mal Swiss-Passagiere mit einem Jumbolino von London nach Zürich geflogen. Die Flotte wird nun aufgelöst.
  • Beim Start der Swiss 2002 waren noch 21 dieser Kurzstrecken-Flugzeuge im Einsatz. Sie wurden von der Crossair übernommen. Seit 2003 wird die Avro nicht mehr produziert.
  • Der stellvertretende Flottenchef Peter Huber blickt mit einer gewissen Wehmut auf die Zeit zurück und lobt die Zuverlässigkeit der Maschinen.

SRF News: Wie gross ist die Wehmut bei den Swiss-Piloten am Tag des Abschieds?

Peter Huber: Der Abschied ist natürlich mit Emotionen verbunden. Es wird Wehmut aufkommen, auch mit den letzten Flügen, die ich mit dem letzten betriebenen Flugzeug noch fliegen darf. Wir werden bestimmt einen Moment brauchen, um loslassen zu können. Um dann den letzten Flieger in seine neue Zukunft entsenden zu können.

In letzter Zeit kam der Jumbolino als «Pannenflugzeug» in die Schlagzeilen. Ist das gerechtfertigt?

Für mich ist der Ruf des Jumbolino definitiv besser als von den Medien dargestellt. Viele Zwischenfälle sind medial hochgespielt worden. Das hat die Maschine aus meiner Sicht nicht verdient. Statistisch war die Zuverlässigkeit beim Jumbolino gleich hoch wie im Rest der Flotte, etwa beim A-320.

Zwischenfälle wurden medial hochgespielt. Der Jumbolino war so zuverlässig wie der Rest der Flotte.
Autor: Peter Huber Stellvertretender Jumbolino-Flottenchef

Was passiert jetzt mit den Jumbolino-Flugzeugen der Swiss?

Bei Gründung der Swiss im Jahr 2002 waren es 21 Maschinen. In der Zwischenzeit sind bereits 20 Flugzeuge aus der Flotte ausgeschieden. Wir operieren noch ein Flugzeug, das uns in den nächsten Tagen ebenfalls verlassen wird. Die geleasten Flugzeuge gehen zurück nach England an den Leasing-Geber.

Fünf Maschinen sind bereits wieder im Einsatz, drei davon in Südamerika und zwei in der Karibik.
Autor: Peter Huber Stellvertetender Jumbolino-Flottenchef

Eine grössere Menge von Flugzeugen konnte nach Kanada an einen Wartungsbetrieb verkauft werden. Dieser ist daran, die Flugzeuge wieder bereitzustellen. Fünf dieser Flugzeuge sind bereits wieder im Einsatz, drei davon in Südamerika und zwei in der Karibik.

Was macht ein stellvertretender Flottenchef, wenn die Flotte weg ist.

Mit der Flotte wird auch die Flottenführung aufgelöst. Ich werde noch einige Abschlussarbeiten tätigen, darunter die Archivierung der Flugzeugdokumentation. Dann werde ich Anfang Oktober in die Umschulung gehen und auf der Bombardier C-Series fliegen lernen.

Das Gespräch führte Sandra Schiess.

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