Es sei ein Missverständnis, wenn man Musicals mit seichter Unterhaltung gleichsetze, meint der Autor und Regisseur von «Wüstenblume», Gil Mehmert. Viele Evergreens wie «Les Misérables», «West Side Story» oder «Evita» erzählen Geschichten, die alles andere seien als leichte Kost. Zudem ist die feminine Genitalbeschneidung nur eine - wenn auch bedeutende - Episode in Waris Diries Biografie.
Der perfekte Stoff für ein Musical
Das Leben der Protagonistin sei vielmehr eine moderne «Aschenputtel-Geschichte»: Ein Mädchen aus der Wüste Somalias schafft die Flucht vor der Zwangsehe, wird in London zum gefragten Supermodel und mausert sich später zur Aktivistin gegen die weibliche Genitalverstümmelung.
Dass Waris Diries Vita fast schon prädestiniert sei für die grosse Bühne, findet auch der Komponist des Musicals, Uwe Fahrenkrog-Petersen, der unter anderem Nenas Hit «99 Luftballons» mitgeschrieben hat: «Die Geschichte hat Drama, die hat Stärke, die hat Spass, die hat Freude.»
«Als hätte ich meinen Körper verlassen»
Das Premierenpublikum im Theater St. Gallen zeigte sich am Samstagabend begeistert. Und auch Waris Dirie war, wie sie im Interview mit «Glanz & Gloria» verrät, «überwältigt»: «Ich habe es den Schauspielerinnen und Schauspielern voll abgenommen. Es hat sich angefühlt, als hätte ich meinen Körper verlassen und mir selbst zugeschaut.»
«Glanz & Gloria», 24.02.2020, 18:40 Uhr