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Überraschender Fund aus Antike Römisches Amphitheater in Kaiseraugst zufällig entdeckt

  • Bei Bauarbeiten für ein neues Bootshaus am Rhein in Kaiseraugst kam im letzten Dezember ein bisher vollkommen unbekanntes römisches Amphitheater zum Vorschein.
  • Die Fachleute der Aargauer Kantonsarchäologie, welche die Bauarbeiten begleitet haben, zeigen sich in einer Mitteilung überrascht vom Fund und betonen die spezielle Bedeutung.
  • Das Monument wurde nach der Bestandsaufnahme bereits wieder zugeschüttet und bleibt so an seinem Originalplatz erhalten und geschützt.
  • Das rund 50 mal 40 Meter grosse Amphitheater mit grossem Eingangstor stamme wahrscheinlich aus dem 4. Jahrhundert nach Christus und sei damit das jüngste bekannte Amphitheater des Römischen Reiches.

Es kommt nicht allzu häufig vor, dass in der Schweiz grössere Bauwerke aus der Römerzeit gefunden werden. Umso erfreuter zeigen sich Fachleute über den jüngsten Fund eines Amphitheaters in Kaiseraugst. Römische Funde sind in der alten Römerstadt Augusta Raurica zwar häufig, weswegen die Kantonsarchäologie Bauarbeiten routinemässig begleitet, mit einem Amphitheater habe man an diesem Ort aber nicht gerechnet, schreibt die Aargauer Kantonsarchäologie in einer Mitteilung vom Mittwoch.

Mauerwerk im Boden
Legende: Eine verputzte Mauer umschloss die ovale Arena das Amphitheaters in Kaiseraugst. zvg/Kantonsarchäologie Aargau

Das Gebiet am Rhein, wo im Dezember der Bau eines neuen Bootshauses für den Ruderclub Basel begonnen wurde, sei bekannt gewesen als ehemaliger römischer Steinbruch, erklärt Jakob Baerlocher von der Kantonsarchäologie auf Anfrage von SRF.

Jedoch habe man gerade deswegen nicht mit römischen Strukturen gerechnet: «Nach der überraschenden Freilegung von ovalen Mauern ging zuerst einmal das Rätselraten los.» Immer mehr Hinweise hätten dann gezeigt, dass hier wohl ein spätrömisches Amphitheater gestanden habe.

Das jüngste bekannte römische Amphitheater

Auf der Südseite der Anlage sei ein grosses Tor und zwei Seiteneingänge freigelegt worden. Ein weiterer Zugang zur Arena habe sich auf der Westseite befunden, heisst es in der Mitteilung. Das Amphitheater mit Arena und Holztribünen sei rund 50 Meter lang und 40 Meter breit gewesen.

Römische Amphitheater in der Schweiz

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Das in Kaiseraugst entdeckte römische Amphitheater ist das zweite im Kanton Aargau, ein weiteres ist in Windisch (Vindonissa). In Kaiseraugst bzw. der alten Römerstadt Augusta Raurica gibt es zwei weitere solche Anlagen. Schweizweit sind total acht Amphitheater bekannt, neben de bereits erwähnten finden sie sich in Avenches VD, Martigny VS, Nyon VD und auf der Engehalbinsel in Bern.

In den Arenen waren in römischer Zeit unter anderem Gladiatorenkämpfe und Tierkämpfe ausgetragen worden, die sich damals grosser Beliebtheit erfreuten.

Aufgrund der verwendeten Materialien konnte die Kantonsarchäologie das neu entdeckte Amphitheater in die Spätantike datieren, auf eine Zeit um das 4. Jahrhundert nach Christus, als das Römische Reich bereits im Niedergang war. Damit sei es das jüngste bekannte Amphitheater des Römischen Reiches.

Luftaufnahme der Fundstelle am Rhein
Legende: Das neu entdeckte Amphitheater liegt unmittelbar am Rheinufer. zvg/Kantonsarchäologie Aargau

Augusta Raurica sei zu dieser Zeit schon keine grosse Stadt mehr gewesen, sondern nur noch ein Kastell, das Militärlager Castrum Rauracense. «Es wurde bereits nicht mehr so pompös gebaut; viele der Baumaterialien, zum Beispiel Sandsteine, wurden aus anderen Bauwerken wiederverwendet», schildert Jakob Baerlocher die Funde. Dennoch zeige der Fund, dass Kaiseraugst auch als Kastell im spätrömischen Kontext ein wichtiges militärisches und administratives Zentrum des Römischen Reiches war.

Die Überreste des Amphitheaters wurden mittlerweile wieder zugeschüttet. Das Bauprojekt für das Bootshaus sei angepasst worden, sodass das Amphitheater im Boden erhalten bleibe.

Die Aufschüttung schütze die archäologische Substanz, und das Monument bleibe an seinem originalen Platz optimal geschützt, schreibt die Kantonsarchäologie Aargau.

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Regionaljournal Aargau Solothurn, 19.01.22, 12:03 Uhr ; 

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