In einem denkmalgeschützten Haus in der Zuger Altstadt sind unerwartet Wandmalereien zum Vorschein gekommen. Das Haus an der Ägeristrasse wird saniert. Die grossflächigen Bilder wurden bei Vorarbeiten entdeckt, wie die Zuger Denkmalpflege mitteilt. «Für Zug ist der Fund einzigartig, für die Schweiz selten», sagt Stefan Hochuli, Leiter der Direktion des Innern in Zug.
Die Bilder sind grossflächig und gut erhalten. Ein Grund, dass die Farbe so gut erhalten blieb, ist, dass die Malereien unter einem Wandtäfer gefunden wurden und mit Kalkfarbe übermalt waren. Für das Restaurationsteam eine Herausforderung – es arbeitet mit Skalpell, um in den nächsten Wochen noch mehr freizulegen.
Viel Arbeit für das Restaurationsteam
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Bild 1 von 5. Die Malerein sind grossflächig – aber hinter Kalkschicht. Zu einem noch unbekannten Zeitpunkt wurden die Malereien mit Kalkfarbe übertüncht. Diese hat die Malerei lange Zeit geschützt – ist nun aber sehr aufwendig zum Entfernen. Gearbeitet wird von Hand mit einem Skalpell. Bildquelle: zvg/Regine Giesecke.
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Bild 2 von 5. Erzengel ist Schutzpatron der Stadt. Die Restauratorin arbeitet am Erzengel Michael. Er ist der Schutzpatron der Stadt Zug und soll den Himmel und die Erde gegen das Böse verteidigen. Der Engelsfürst gilt im Christentum als Bezwinger Satans. Bildquelle: zvg/Stefan Hochuli.
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Bild 3 von 5. Christus am Ölberg. Freigelegt wurden bisher der betende Jesus mit den schlafenden Jüngern Johannes, Petrus und Jakobus sowie ein Kelch, der auf einem Felsvorsprung steht. Im Hintergrund sichtbar: die Stadt Jerusalem. Die Mondsicheln auf den Türmen sind Zeichen des osmanischen Reichs (Eroberung 1517). Bildquelle: zvg/Regine Giesecke.
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Bild 4 von 5. Türe kam später hinzu – Malerei schwer beschädigt. Hier muss man genau hinsehen: Am linken Bildrand ist ein Soldat auszumachen, es handelt sich wohl um eine sogenannte Kreuzigungsgruppe. Durch einen jüngeren Türdurchbruch wurde dieser Bereich der Wandmalerei allerdings schwer in Mitleidenschaft gezogen. Bildquelle: zvg/Regine Giesecke.
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Bild 5 von 5. Auch der Bilderrahmen ist gemalt. Die einzelnen Bilder werden von unterschiedlichen Motivrahmen eingefasst. Auch diese «Bilderrahmen» sind künstlerisch gestaltet. Bildquelle: zvg/Stefan Hochuli.
Mondsicheln auf den Kirchtürmen
Auf den uralten Malereien sind verschiedene biblische Szenen zu sehen. Freigelegt wurden bisher etwa ein betender Jesus mit Jüngern – es ist die Szene «Christus am Ölberg», ein ab dem 15. Jahrhundert beliebtes Motiv. Es zeigt den Moment, als Jesus im Garten Gethsemane zum Himmel betet, bevor er am späteren Abend von Judas verraten und von Soldaten festgenommen wird.
Detailliert dargestellt ist die Stadt Jerusalem. Auf den Kirchtürmen sind Mondsicheln zu sehen. Dies deutet darauf hin, dass hier Jerusalem nach 1517 dargestellt ist, als die Stadt vom osmanischen Reich erobert worden war.
Freude an den überraschenden Funden haben auch die Liegenschaftseigentümer, Janina Galliker und Alexander Galliker. «Wir sind stolz, dass in unserem Haus derart kostbare Malereien zum Vorschein gekommen sind. Wir freuen uns, diese mit Unterstützung der Denkmalpflege erhalten zu können», werden sie in einer Mitteilung zitiert.
Schweizweite Bedeutung
Derzeit ist ein Team von Restauratorinnen und Restauratoren dran, weitere Darstellungen freizulegen. Die Kalkfarbe von der uralten Malerei zu trennen ist eine Millimeterarbeit. Die Arbeiten werden noch einige Wochen dauern. Noch ungeklärt ist, unter welchen Umständen die Malereien entstanden und wer diese in Auftrag gab. Die Fachleute gehen aber von einer schweizweiten Bedeutung dieser Entdeckung aus.
Am nächsten Samstag hat die Öffentlichkeit die Möglichkeit, an einem Tag der offenen Tür die Wandmalereien anzuschauen.