Die Pandemie verstärkt bei vielen Menschen das Bedürfnis nach Freizeitaktivitäten, die in der freien Natur betrieben werden können. Dazu gehört auch das Reiten. Das führt dazu, dass die Nachfrage nach Freiberger-Pferden in den letzten anderthalb Jahren stark gestiegen ist.
Das bestätigt die Organisation der jurassischen Pferdezüchter gegenüber «Schweiz aktuell». Genaue Verkaufszahlen gibt es zurzeit noch nicht. Doch sowohl die Dachorganisation wie auch mehrere Pferdezüchter sagen übereinstimmend: Freiberger-Pferde werden so stark wie noch nie nachgefragt.
Ungewohnte Situation für die Züchter
Noch vor nicht allzu langer Zeit hatten die Freiberger-Züchter im Jura etliche Mühe, für ihre ausgebildeten Pferde Abnehmer zu finden. Jetzt gehen Kunden von sich aus aktiv auf die Züchterinnen und Züchter zu und erkundigen sich nach Freibergern, die sie kaufen könnten.
Wegen der Pandemie gibt es einen Trend zurück zur Natur und zu den Tieren.
Für die Züchter ist das eine sehr ungewohnte Situation: «Die Nachfrage hat in der letzten Zeit stark zugenommen. Ich denke, wegen der Pandemie gibt es einen Trend zurück zur Natur und zu den Tieren», erklärt dazu die Freiberger-Züchterin Lise Rais aus dem jurassischen Le Bémont.
Vom schwerfälligen Arbeitstier zum leichtfüssigen Freizeitpferd
Während vieler Jahrzehnte hatte das Freiberger-Pferd den Ruf eines zwar gutmütigen und anspruchslosen, aber auch schwerfälligen Arbeitstiers. Das ist nicht weiter erstaunlich, wurde der Freiberger doch noch bis in die 1970er-Jahre mehrheitlich in der Landwirtschaft eingesetzt.
Auf vielen Landwirtschaftsbetrieben war das Freiberger-Pferd der Vorgänger des Traktors. Es wurde zum Pflügen der Äcker, aber auch als universeller Lastenträger eingespannt. Mit dem Einzug der Mechanisierung der Landwirtschaft verlor das Freiberger-Pferd in diesem Bereich immer mehr an Bedeutung.
Fortschritte in der Zucht
Es galt also, für das Aushängeschild der jurassischen Pferdezucht neue Einsatzgebiete zu erschliessen. Dazu gehören auch Sport- und Freizeitaktivitäten wie das Ausreiten. Doch dafür musste der Freiberger leichter und wendiger werden. Gleichzeitig sollten die typischen Eigenschaften des Freiberger-Pferdes erhalten bleiben.
Erreicht wurde dieses Ziel mit einer gezielten Zucht. Das begann mit der Auswahl der geeigneten Hengste und Stuten. Bei der Paarung wurde darauf geachtet, dass die gewünschten Eigenschaften gut zueinander passten.
Eine wichtige Rolle spielt dabei das Schweizer Nationalgestüt in Avenches (VD). Es ist das Kompetenz-Zentrum des Bundes für die Haltung und Zucht von Pferden. Es widmet sich der Forschung und Entwicklung im Bereich der Pferdezucht sowie explizit der Förderung des Freiberger-Pferdes, der einzigen heute noch existierenden Pferderasse mit Schweizer Ursprung.
Heilpädagogisches Reiten mit Freibergern
Aufgrund der Fortschritte in der Zucht ist das Freiburger-Pferd leichter und vielseitiger einsetzbar geworden. So wird es etwa auch für das heilpädagogische Reiten eingesetzt, das Menschen mit körperlichen oder psychischen Beeinträchtigungen einen sehr engen Kontakt zum Tier ermöglicht.
Der Freiberger ist dem Menschen zugewandt.
Die Psychologin Rita Brusa machte beim heilpädagogischen Reiten mit dem Freiberger stets sehr gute Erfahrungen. «Der Freiberger ist dem Menschen zugewandt. Er ist ruhig und nicht schreckhaft. Das ist für diesen Einsatzzweck ein grosser Vorteil», sagt sie. Einer ihrer langjährigen Kunden ist ein junger Mann mit Down-Syndrom. Das regelmässige Reiten auf dem Freiberger führte bei ihm zu einer deutlichen Stärkung der Rumpf-Muskulatur.