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Historisches UN-Abkommen zur Biodiversität auf hoher See
Aus SRF 4 News aktuell vom 10.03.2022.
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UNO-Abkommen zur hohen See Hoffnung für die blaue Lunge des Planeten

Zum ersten Mal könnte die Artenvielfalt auf hoher See unter internationalen Schutz gestellt werden. Derzeit verhandelt die Internationale Gemeinschaft in New York über ein UNO-Abkommen zu den Gebieten abseits der Küsten und Gesetze einzelner Länder.

Vor Ort ist auch die wissenschaftsnahe Schweizer NGO OceanCare. Geschäftsführerin Fabienne McLellan spricht von einem Meilenstein für den Schutz der Ozeane – und hofft auf ein möglichst ambitioniertes Abkommen.

 Fabienne McLellan

Fabienne McLellan

Geschäftsführerin von OceanCare

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Fabienne McLellan ist Geschäfsführerin der Schweizer Nichtregierungsorganisation OceanCare. Diese kooperiert weltweit mit Wissenschaftlern in Schutzprojekten und bringt die Forschungsresultate in alle wichtigen internationalen Gremien ein. Seit 2011 als UN-Sonderberaterin für Meeresfragen.

SRF News: Weshalb ist Biodiversität in den Ozeanen so wichtig?

Fabienne McLellan: Der Ozean ist einerseits die blaue Lunge unseres Planeten und produziert mehr als die Hälfte des weltweiten Sauerstoffs. Andererseits ist der Ozean ein wichtiger Kohlenstoffsenker, also unser bester Verbündeter im Kampf gegen den Klimawandel. Deswegen ist es ganz wichtig, dass der Ozean gesund und resilient ist und die Dienstleistungen für das Ökosystem bereitstellen kann.

Orka vor Fischschwarm
Legende: Die Verhandlungen über das UNO-Biodiversitätsabkommen auf hoher See laufen derzeit in New York und dauern bis Ende nächster Woche. Getty Images

Inwiefern ist das UNO-Abkommen etwas Besonderes?

Es ist ein absoluter Meilenstein. 20 Jahre wurde verhandelt, das Abkommen ist absolut zentral. Die hohe See bedeckt rund die Hälfte unseres Planeten. Gleichzeitig sind nur 1.2 Prozent der hohen See geschützt. Sie ist also aktuell ein rechtsfreier Raum. Das Seerechtsabkommen, das 1980 beschlossen wurde, regelt die hohe See nicht. Die menschlichen Aktivitäten wie die industrielle Befischung oder die Verschmutzung, die der hohen See stark zusetzen, werden aktuell nicht geregelt.

Die wichtigsten Punkte des Abkommens

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Ein wesentlicher Teil des Vertrages ist die Einrichtung eines Netzwerks von Meeresschutzgebieten. Deren prozentualer Anteil auf hoher See soll erhöht werden. Dort soll keine menschliche Nutzung mehr stattfinden dürfen.

Derzeit ist nur 1.2 Prozent der hohen See geschützt. Bis 2030 sollen – so zumindest die Zielsetzung – 30 Prozent der hohen See aus Meeresschutzgebieten bestehen. «Das wäre ein signifikanter Schritt, um dort die Biodiversität zu schützen», sagt McLellan.

Aus Sicht von OceanCare wäre es zudem eine grosse Errungenschaft, wenn sogenannte Umweltverträglichkeitsprüfungen eingeführt werden. Zentrales Stichwort ist dabei der Unterwasserlärm. Demnach müsste jede lärmverursachende Aktivität, die Auswirkungen auf die hohe See hat, auf ihre Verträglichkeit für die Umwelt geprüft werden – noch bevor diese Aktivität auch tatsächlich durchgeführt wird.

Werden die zentralen Vorhaben auch im Vertrag festgehalten?

Umfassende und obligatorische Umweltverträglichkeitsprüfungen (siehe Kasten) würden einem sehr ambitionierten Vertragstext entsprechen. Ich bin immer eine Optimistin. Aber aktuell ist es noch zu früh, um abschätzen zu können, wie sich die Verhandlungen entwickeln. Die zentralen Vertragsbestandteile werden noch besprochen. Die Staaten legen aber ein hohes Tempo an den Tag. Daran erkennt man, dass die Länder beim Vertragstext voranschreiten möchten.

Für unseren Ausschluss aus den Verhandlungen wurden Covid-Restriktionen vorgeschoben.

Mit Sorge betrachten wir aber den Ausschluss der Zivilbevölkerung. Als NGO haben wir aktuell keinen Zugang zum UNO-Hauptgebäude. Wir können die Verhandlungen nur in einem Hotelzimmer mitverfolgen. Das ist eine Untergrabung der demokratischen Rechte und unserer Watchdog-Funktion als NGO. Wir sollten im Raum sein können, um die Staaten darauf zu behaften, dass sie ihre Versprechungen einhalten.

Für unseren Ausschluss wurden Covid-Restriktionen vorgeschoben. Interessant ist aber, dass zwischenstaatliche Organisationen wie die Internationale Schifffahrtsbehörde Zugang haben. Es ist ein Präzedenzfall, dass die Zivilbevölkerung komplett ausgeschlossen ist. Hier setzen wir den Hebel an. Aber bislang sieht es nicht so aus, als ob wir noch Zugang zu den Verhandlungen bekommen würden.

Das Gespräch führte Anita Vonmont.

SRF 4 News, 10.03.2022, 8:25 Uhr;

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