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Unwetter in Südtexas «Harvey» fordert mehrere Tote

Auch Teile der Millionenstadt Houston sind überschwemmt. Evakuierungen sind im Gang. Es herrscht Springflut-Notstand.

  • Verheerende Regenmassen, Überschwemmungen, Tod und Zerstörung: Der Wirbelsturm «Harvey» hat am Wochenende in Südtexas dramatische Verwüstungen angerichtet.
  • Laut den Behörden gab es bisher im ganzen Bundesstaat mindestens drei Todesopfer.
  • Dauerregen führte in vielen Teilen der Millionenstadt Houston zu Überflutungen. Die zwei Flughäfen, ein grosses Spital und die zweitgrösste Raffinerie der USA sind geschlossen.
  • Mehr als 1000 Menschen, die in ihren Fahrzeugen oder Häusern eingeschlossen waren, mussten in Sicherheit gebracht werden.
  • Präsident Donald Trump will am Dienstag das Flutgebiet besuchen, wie das Weisse Haus mitteilte.

«Harvey» hat sich zwar abgeschwächt, aber die Auswirkungen sind verheerend. Weite Teile von Südtexas kämpfen nach dem stärksten Wirbelsturm seit über zehn Jahren mit massiven Überflutungen durch anhaltende sintflutartige Regenfälle. In Houston waren Menschen in Häusern eingeschlossen, Autos standen bis zu den Dächern im Wasser. Allein in der Nacht zum Sonntag mussten hier mehr als 1000 Menschen in Sicherheit gebracht werden.

Springflut-Warnung in Houston

Für weite Teile der Metropole wurde der Springflut-Notstand ausgerufen – die höchste Alarmstufe bei Überschwemmungen. «Diese Lage ist besonders gefährlich», warnte der Nationale Wetterdienst in Grossbuchstaben auf Twitter. «Sucht höher gelegene Gebiete auf.» Und es soll noch schlimmer kommen.

Der zuständige Bezirkssheriff bat die Behörden anderer Städte, mit Booten auszuhelfen. Einwohner wurden aufgerufen, sich nicht auf die Dachböden ihrer Häuser zu retten, sondern auf die Dächer, damit sie aus der Luft geborgen werden könnten. Die Stadt öffnete Notunterkünfte, schloss die beiden Flughäfen und leitete die Evakuierung eines der grössten Spitäler von Houston ein: Das Erdgeschoss des Ben Taub Hospital sei überschwemmt, die Stromversorgung beeinträchtigt.

Prognose: Stärke von Tropensturm bis Mittwoch

In der Region könnten phasenweise 75 bis 100 Millimeter Niederschlag pro Stunde fallen. «Unsere Hauptsorge bleiben dramatische Überschwemmungen», sagte der Gouverneur von Texas, Greg Abbott. Vorhersagen zufolge könnte der Tropensturm noch bis Mitte Woche über der US-Golfküste verharren.

Drei Todesopfer bestätigt

Auch in anderen südlichen Teilen des US-Staates, besonders an der Küste am Golf von Mexiko, spitzte sich die Lage zu. Obwohl «Harvey» sich am Samstag von einem Hurrikan der zweitstärksten Kategorie vier zu einem Tropensturm abgeschwächt hatte, schüttete er Rekordwassermengen über der Region aus. Hinzu kamen schwere Sturmschäden an Häusern, entwurzelte Bäume und umgestürzte Strommasten.

Bisher sind drei Tote bestätigt: Eine Frau aus Houston blieb mit ihrem Auto in den Fluten stecken und ertrank beim Aussteigen. In der Küstenstadt Rockport in der Nähe von Corpus Christi kam eine Person ums Leben, als während des Sturms in ihrem Haus ein Feuer ausbrach. Eine weitere Person starb in einem Auto in der Stadt La Marque. Es kursieren Berichte über mehrere weitere Opfer.

Rockport besonders stark getroffen

Rockport ist besonders schwer betroffen. Dort hatte «Harvey» am späten Freitagabend (Ortszeit) mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 200 Kilometern pro Stunde das Festland erreicht. «Es gibt hier weitreichende Zerstörungen», sagte Bürgermeister dem Sender MSNBC. Mehrere Häuser und Geschäfte seien komplett zerstört worden.

Sturm dreht Schleifen

Und das alles ist vielleicht nur der Anfang: Ein Hochdruckgebiet weiter nördlich verhinderte, dass «Harvey» weiter ins Inland ziehen konnte: Stattdessen drehte er Schleifen – und sollte die Region nach Vorhersagen von Meteorologen noch bis zur Wochenmitte mit Regen überziehen.

Viele Orte würden bald möglicherweise nur noch mit Booten zu erreichen sein, warnen die Behörden, manche Gebiete seien vielleicht auf Monate unbewohnbar. Gouverneur Abbott erklärte 50 Bezirke zu Notstandsgebieten.

Milliardenschäden wie bei «Katrina» erwartet

Texas dürfte noch lange unter den Folgen des Sturms leiden. «Der Wiederaufbau nach dieser Katastrophe wird Jahre dauern», sagte der Leiter der US-Katastrophenschutzbehörde Fema, Brock Long, gegenüber dem Sender MSNBC. «Für den Staat Texas wird das eine beispiellos lange und frustrierende Phase.»

Die Hochwasserschäden durch «Harvey» könnten gemäss dem Branchendienst Insurance Information Institute ähnlich hoch liegen wie bei «Katrina» im Jahr 2005 in den Bundesstaaten Louisiana und Mississippi. Dort kamen versicherte Schäden von über 15 Milliarden Dollar zusammen.

Trump reist am Dienstag ins Krisengebiet

US-Präsident Donald Trump wird am Dienstag das Flutgebiet in Texas besuchen. Das gab das Weisse Haus am Sonntag bekannt. Vorsorglich hatte Trump auf Ersuchen von Gouverneur Abbott den Katastrophenfall für Texas ausgerufen. Damit können Bundesmittel zur Behebung der Sturmschäden freigegeben werden.

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