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Ursprung des Corona-Virus Kommt Corona doch aus dem Labor?

Hatte Donald Trump doch recht, als er behauptete, das Corona-Virus stamme aus einem chinesischen Labor? Diese Frage stellt man sich derzeit in den USA. Etwas überraschend hat US-Präsident Joe Biden die Geheimdienste angewiesen, einen neuen Bericht über den Ursprung des Corona-Virus abzuliefern. Bereits im März zeigte sich der ehemalige Direktor der US-Gesundheitsbehörde CDC, Robert Redfield, von einem Laborunfall überzeugt, was China als Verschwörungstheorie abtut.

Ein Laborunfall sei rein theoretisch möglich, aber doch sehr unwahrscheinlich, sagt SRF-Wissenschaftsredaktor Daniel Theis.

Daniel Theis

SRF-Wissenschaftsredaktor

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Daniel Theis ist promovierter Atmosphärenchemiker und Mikrobiologe. Seine Spezialgebiete sind Energiethemen, Mobilität und technische Entwicklungen. Er arbeitet seit 2013 in der SRF-Wissenschaftsredaktion.

SRF News: Ist die These vom Laborunfall vielleicht doch nicht so abwegig?

Daniel Theis: Es wäre natürlich für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine Katastrophe, wenn SARS-CoV-2 tatsächlich seinen Ursprung in einem Laborunfall hätte. Der Abwehrreflex aus Wissenschaftskreisen ist deshalb auch nachvollziehbar – es wurden Analysen und Studien veröffentlicht, die zeigen, dass das Coronavirus mit grosser Wahrscheinlichkeit auf natürlichem Weg entstanden ist, durch normale genetische Veränderungen, die in der Natur passieren. Diese Analysen sind logisch und nachvollziehbar und sorgen – neben der generellen Erfahrung mit Zoonosen – auch dafür, dass der Weg übers Tier noch immer als die wahrscheinlichste Variante gilt. In Labors aber arbeiten Menschen und es können Fehler passieren. Das versucht man natürlich auszuschliessen mit Protokollen und Konzepten für die Sicherheit, wie sie in Hochsicherheitslabors der Stufe 4 gelten.

Aber ganz konkret, wäre ein solcher Laborunfall möglich?

Rein theoretisch ist es natürlich möglich. Das anerkennt jetzt auch die Wissenschafts-Community auf breiterer Ebene – endlich, muss man sagen. Denn es gehört zur Wissenschaft, auch unbequeme Antworten in Betracht zu ziehen. Vor gut zwei Wochen gab es einen offenen Brief im Fachmagazin «Science», der dazu auffordert, die Laborthese nicht einfach zu ignorieren.

Das prinzipielle Szenario wird in der Wissenschaft aber schon seit Jahren diskutiert. Es gibt Stimmen, die sagen, ein Unfall sei eben theoretisch möglich – und der potenziell angerichtete Schaden dabei sehr gross, wenn man Krankheitserreger infektiöser macht. Eine andere Fraktion findet genau diese Forschung aber sehr wichtig, um die Krankheitserreger besser zu verstehen und Gegenmittel entwickeln zu können. Letztlich bleibt es eine Risikoabschätzung, ob man solche Forschung machen will oder nicht.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat die Ursprünge des Virus untersucht. Ist dieser Bericht so lückenhaft, dass es noch weitere Untersuchungen braucht?

Es gibt die offiziellen Kanäle, über welche die WHO operiert hat. Dort sind die Delegierten in Wuhan ab einem gewissen Punkt auf eine Mauer gestossen. Dass nun noch verstärkt versucht wird, über Geheimdienstkanäle Informationen zu beschaffen, ist so deshalb nicht erstaunlich.

Können neue weitere Untersuchungen etwas bringen, wenn China weiterhin blockiert?

Das wird auf jeden Fall sehr schwierig. Je mehr Zeit vergangen ist, desto weniger wird man Ereignisse und Spuren nachvollziehen können. Vielleicht wird die Laborthese aber irgendwann auch von anderer Seite her geklärt. Nämlich falls der tierische Zwischenwirt gefunden wird und damit die Laborthese hinfällig wird. Es gilt immer noch als das mit Abstand wahrscheinlichste Szenario, dass das Virus von einem Tier auf den Menschen übergesprungen ist.

Das Gespräch führte Marc Allemann.

NewsPlus, 27.05.2021 ; 

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