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USS Dwight D. Eisenhower Die schwimmende Stadt der US Navy

6000 Soldaten sorgen für den Betrieb der USS Dwight D. Eisenhower. Ein seltener Blick in die verborgene Welt unter Deck.

Sich auf der USS Dwight D. Eisenhower zurechtzufinden, ist eine Herausforderung. Besonders für Gäste. Jeder Gang gleicht dem anderen, und ohne jegliche Fenster verliert man schnell die Orientierung. Die Besatzung orientiert sich zum Beispiel an den «frames», also an den Rahmen, aus denen das Schiff zusammengesetzt ist. Eine Zahl zeigt an, wie weit vorne man sich befindet.

Um von einem Ort zum anderen zu kommen, muss genügend Zeit eingerechnet werden. Die Wege führen durch lange Gänge und über steile Treppen. Einen Lift für die Besatzung gibt es nicht. Handyempfang ist sowieso ausgeschlossen. Die Kommunikation unter Deck funktioniert via Festnetztelefon.

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Michael Weinmann ist seit 2009 Redaktor und Moderator bei «Schweiz aktuell». Sein Spezialgebiet ist die Luft- und Raumfahrt, er ist aktiver Privatpilot. Zu seinen Fernsehprojekten zählen die Spezialsendung vom Flughafen Zürich, die Berichterstattung über Solar Impulse aus Abu Dhabi sowie die Spezialwoche «Die Schweiz im Weltall».

Das Fernsehstudio schwimmt mit

Die «Ike», wie der Flugzeugträger mit Übernamen heisst, ist eine schwimmende Stadt. Menschen aus allen Gesellschafts-, Kultur- und Bildungsschichten kommen hier zusammen. Sie arbeiten nicht nur als Piloten oder Flugzeugmechaniker an der Oberfläche, sondern auch als Ingenieure, Köche, Ärzte oder Anwälte. Das Schiff verfügt sogar über eine eigene Zeitung und einen Fernsehsender.

Im Fernsehstudio irgendwo im Bauch des Flugzeugträgers produzieren junge Soldaten Beiträge, zum Beispiel über eine Seebestattung eines gefallenen Kollegen oder über die Beförderung mehrerer Besatzungsmitglieder.

Fernsehen ist eine der wenigen Freizeitbeschäftigungen an Bord des Schiffes. Aber viel Freizeit bleibt sowieso nicht. Sechstagewoche, 15-Stunden-Tage und das während sieben Monaten im Ernsteinsatz. Das Fitness-Center mit Blick aufs offene Meer ist beliebt. Wenn keine Flugzeuge im Hangar stehen, wird dort Basketball gespielt.

Platz und Privatsphäre sind Mangelware

Privatsphäre ist an Bord der «Ike» ein Fremdwort. Die meisten Crewmitglieder schlafen in Dreier-Kajütenbetten, die gerade einmal gross genug sind, um sich hineinzulegen. Ein Vorhang dient als Sichtschutz. Eine Tür gibt es nicht, die Betten befinden sich direkt im Gang.

Etwas komfortabler haben es die Offiziere, zum Beispiel die Kampfpiloten. Sie teilen sich zu dritt ein Zimmer mit Lavabo. Noch bequemer haben es Gäste an Bord. Sie erhalten ein Zweierzimmer mit Fernsehgerät, Bürotischchen, Bademantel und Necessaire. Hotelstimmung kommt dennoch nicht auf. Auch in der Nacht starten die Kampfjets wenige Meter über dem Kopfkissen.

Einer der wichtigsten Orte für die Besatzung ist die Kombüse, wo es praktisch rund um die Uhr etwas zu essen gibt. Die Auswahl ist beeindruckend und lecker. Gemüse, Salat, Früchte, Burger, Pasta, Fisch. Für jeden Geschmack hat es etwas. Gutes Essen sorgt für gute Stimmung bei den Leuten, die hier Dienst am Vaterland üben.

Hinter jeder Person steckt eine andere Geschichte, die sie oder ihn zur Navy gebracht hat. Viele aber erzählen, sie seien hier, weil sie sich eine Ausbildung selber nicht hätten leisten können. Die Navy finanziert eine solche, dafür erhält sie Nachschub an Personal.

Der Krieg ist in weiter Ferne

Politisch wird an Bord der «Ike» kaum jemand. Viele kamen erst vor ein paar Monaten zurück aus dem Persischen Golf. Der Flugzeugträger stand im Einsatz für den Kampf gegen die Terrormiliz IS. Doch die meisten Besatzungsmitglieder haben vom Krieg nichts gesehen. Dieser fand hunderte Kilometer weit weg vom Schiff statt.

Sieben Monate war die USS Dwight D. Eisenhower damals unterwegs – unter dem Kommando von Captain Paul C. Spedero. Eine beeindruckende Persönlichkeit, die an Bord höchsten Respekt bei der Besatzung geniesst. Wenn Spedero von seiner Karriere erzählt, beginnt er in seiner Kindheit. Er sei aus ärmlichen Verhältnissen gekommen. Seine Familie hätte sich eine höhere Ausbildung für ihn nicht leisten können.

In der Navy wurde er Militärpilot, machte Weiterbildungen, übernahm Führungsaufgaben. Auch als Captain der «Ike» fliegt er noch immer. Auch während der Qualifikationsflüge des Schweizer Austauschpiloten Andreas Kuhn steigt Spedero in eine F/A-18, um auf «seinem» Flugzeugträger zu starten. Es sei auch ein Zeichen des Vertrauens an die Crew, die für den sicheren Betrieb sorgt.

Es ist eine spezielle, eindrückliche Welt, in die man sich als Gast auf einem Flugzeugträger begibt. An jeder Ecke wird einem klar, dass es sich hier um eine grosse, schwimmende Waffe der USA handelt. Und gleichzeitig kommt man nicht umhin, zu staunen über dieses Wunder der Technik.

Andreas Kuhn: Ein Schweizer Pilot auf der USS Dwight D. Eisenhower

Seit drei Jahren absolviert der Schweizer Militärpilot Andreas Kuhn ein Austauschprogramm zwischen der Schweizer Luftwaffe und der US-Navy. In Virginia Beach an der US-Ostküste bildet er als Fluglehrer Piloten auf dem Kampfflugzeug F/A-18 aus. Im Interview spricht Kuhn über seine Leidenschaft, das Fliegen, und Sinn und Zweck des Austauschprogramms.

Militärpilot Andreas Kuhn mit Reporter Michael Weinmann (r.) und Kameramann Brian Gottschalk (l.).
Legende: Andreas Kuhn mit Reporter Michael Weinmann (r.) und Kameramann Brian Gottschalk (l.) auf der USS Dwight D. Eisenhower. SRF

SRF News: Als einer von wenigen Schweizer Piloten sind Sie auf einem Flugzeugträger gelandet. Was bedeutet das für Sie?

Andreas Kuhn: Erstens ist es eine grosse Ehre, dass ich als Schweizer hier in den USA amerikanische Flugschüler ausbilden darf. Zweitens, dass es mir die Staffel zutraut, auf dem Flugzeugträger zu landen.

SRF News: Woher kommt Ihre Leidenschaft fürs Fliegen?

Eigentlich wollte ich als Kind ja Elektroingenieur werden. Als ich zwölf Jahre alt war, sind wir dann zum ersten Mal mit der Familie nach Griechenland in die Ferien geflogen. Das war noch zu den guten alten Zeiten, als die Kinder ins Cockpit durften. Die vielen Knöpfe haben mich total fasziniert. Den ersten Schritt hat dann aber meine Mutter gemacht: Sie gab mir ein Zeitungsinserat für die fliegerische Vorschulung und sagte: «Melde dich an. Das ist was für dich.»

Was macht denn der Reiz des Fliegens aus?

Jeder Tag ist anders und jeder Flug ist eine neue Herausforderung. Auch wenn es zum dritten Mal in der Woche die gleiche Luftkampfübung ist. Auch das Aufgabenspektrum als Fluglehrer ist sehr breit. Sei es der erste Flug eines Flugschülers im F/A-18, wo man vielleicht während der Landung eingreifen muss oder die ersten Formationsflüge, Nachtflüge oder Navigationsflüge. Ich freue mich jeden Tag, dass ich zur Arbeit gehen darf.

Was bringt es Ihnen als Schweizer Pilot eigentlich, hier in den USA zu trainieren?

Die Schweizer Armee hat wenig Einsatzerfahrung, was auch gut ist. Dennoch ist es extrem wichtig, dass wir von den Erfahrungen von anderen Streitkräften profitieren können. Das ist ein Grund für die Auslandkampagnen mit der Luftwaffe, wie hier in den USA oder in Schweden. Es geht nicht darum, dass ich hier Taktiken kopiere und wir diese in der Schweiz dann Eins zu Eins umsetzen. Das wäre auch ohnehin nicht erlaubt. Wir können so aber unsere Leistungen vergleichen: Sind wir auf dem richtigen Weg? Sind wir konkurrenzfähig? Zudem kann ich mich als Fluglehrer weiterbilden: Ich fliege hier Übungen, die in der Schweiz nicht möglich sind. Zudem habe ich die gleiche Ausbildung wie ein US-Pilot absolviert. Es sind viele kleine Nuancen, die mich als Fluglehrer weiterbringen. Ich freue mich darauf, das dann in der Schweiz einfliessen zu lassen.

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