Zum Inhalt springen

Header

Audio
Nerviges Pop-Up im neuen VW blockiert andere Funktionen
Aus Espresso vom 12.11.2021. Bild: ZVG
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 57 Sekunden.
Inhalt

Vernetzte Autos Wer offline ist, wird von Pop-ups gepiesackt

Ein VW-Lenker ist lieber unvernetzt unterwegs. Jetzt erscheint penetrant ein Hinweis, wie er das ändern könne.

Moderne Autos sind Computer auf Rädern. Vieles funktioniert nur noch über Bildschirm und Touchscreen. Das Fahrzeug ist auch vernetzt mit der Online-Welt und anderen Geräten. Wer will, kann es etwa mit seinem Smartphone öffnen und abschliessen.

Man versicherte mir, abkoppeln sei möglich.
Autor: VW-Golf-Besitzer

«Es soll einfach fahren»

Nicht alle wollen das. Er möchte einfach ein Auto, das ihn von A nach B fahre, findet ein Hörer des SRF-Konsumentenmagazins «Espresso»:  «Weshalb soll ich damit online gehen?» Als er vor einigen Monaten einen VW Golf kaufte, liess er sich denn auch versichern: Abkoppeln sei möglich, er müsse in den Einstellungen nur die Funktion «Maximale Privatsphäre» wählen.

«Espresso» ist an Ihrer Meinung interessiert

Box aufklappen Box zuklappen

Das tat er denn auch. Nun ist er zwar offline, doch jedes Mal, wenn er den Motor startet, erinnert ihn sein neues Auto daran: «Ihre aktuelle Einstellung für die Datenübertragung ist ‹Maximale Privatsphäre›. Eine Erläuterung der Einstellung und wie Sie diese anpassen, finden Sie im Control Center».

Die Nachricht erscheint bildschirmfüllend und verdeckt andere Funktionen wie Radio, Klimaanlage oder das (Offline-) Navi. Erst wenn man sie mit «Okay» quittiere, verschwinde die nervtötende Botschaft, sagt der Lenker. Beim nächsten Anfahren erscheint sie aber wieder von Neuem.

Das ist leider so. Das Pop-up weist den Kunden darauf hin, dass er offline sei – ähnlich wie ein Handy im Flugmodus.
Autor: Amag-Sprecher

Amag: «Andere Einstellung wählen»

In der Amag-Filiale, die ihm das Auto verkauft hat, kann man ihm nicht helfen, das penetrante Pop-up zu deaktivieren. Als er direkt bei VW in Wolfsburg nachfragt, erhält er den Bescheid, die Benachrichtigung lasse sich nicht abstellen.

Das sei leider so, bestätigt ein Sprecher der Schweizer VW-Vertreterin Amag gegenüber «Espresso». Das Pop-up weise den Kunden darauf hin, dass er offline sei – «ähnlich wie ein Handy im Flugmodus». In diesem Modus seien Online-Fahrzeugfunktionen wie Kartenaktualisierungen oder Staumeldungen nicht möglich. Ebenso erhalte man auch keine Verkehrsinformationen.

Nun hat sich der Lenker ja bewusst dagegen entschieden, in seinem Auto online zu sein. Er nimmt also diese Abstriche in Kauf. Weshalb die ständige Wiederholung des Hinweises? Er soll auch jene Leute informieren, die das Auto ausleihen, heisst es.

Das Problem lasse sich nur lösen, wenn man die «Maximale Privatsphäre» verlasse und eine der drei anderen Einstellungen wähle, mit denen die eingebaute E-SIM-Karte wieder aktiviert werde. Dann erhalte man auch Staumeldungen und je nach Einstellung lasse sich das Fahrzeug beispielsweise auch orten, sagt der Amag-Sprecher.

Im Rahmen europäischer Datenschutz-Richtlinien

Bei der Weitergabe der Daten halte sich VW aber an die strenge, europäische Datenschutz-Verordnung, betont er. Fahrzeugdaten würden nur anonymisiert weitergegeben, «so dass kein Rückschluss auf Einzelakteure oder Fahrzeuge möglich ist.»

Kundinnen und Kunden die personenbezogene Online-Dienste nutzen wollten, wie etwa die Vernetzung mit dem Smartphone, müssten sich separat anmelden und explizit ihre Einwilligung geben. Auch hier halte sich VW ans Gesetz. Wer einen Verstoss feststelle, könne gegen den Hersteller klagen.

Datenschützer: «Meldung darf nicht störend sein»

Box aufklappen Box zuklappen

Aus dem Büro des Schweizer Datenschützers heisst es auf Anfrage von «Espresso», man beobachte die Entwicklungen im Bereich «Connected Cars» laufend. Auch, ob bezüglich Datenweitergabe eine offene und transparente Kundeninformation gewährleistet sei.  Bislang habe man keine negativen Meldungen erhalten. Was das penetrante Pop-Up-Fenster betrifft, schreiben die Datenschützer: «Der Verantwortliche der Datenbearbeitung muss in solchen Fällen sicherstellen, dass die Meldung nicht derart störend ist, dass die Fahrzeugbesitzer praktisch zu einer Einwilligung gezwungen werden.»

Genau dies scheint aber bei jenem VW-Golf-Lenker nun der Fall zu sein: «Ich werde das wohl ändern müssen.» Doch die Amag will sich nun den Wagen doch noch einmal ansehen und prüfen, ob es sich nicht machen lässt, dass die Meldung zumindest nur ganz kurz erscheint und dann von selbst verschwindet.

Espresso, 12.11.21, 08:13 Uhr

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel