- Die Staatsanwaltschaft im US-Staat New York wirft Harvey Weinstein und seinem Bruder sowie deren Firma mangelnden Schutz der Mitarbeiter vor Belästigungen vor.
- Beim Verkauf der Firma müsse sichergestellt werden, dass die Opfer von Diskriminierung entschädigt werden.
- Die Klage enthält auch neue Vorwürfe gegen Weinsteins «bösartige und ausbeuterische Misshandlung» von Mitarbeitern.
Nach den seit Monaten laut werdenden Beschuldigungen wegen sexuellen Fehlverhaltens hat die Staatsanwaltschaft im US-Staat New York jetzt den Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein, dessen Bruder Robert und deren Firma verklagt.
Sie haben nach Auffassung der Ankläger Firmen-Mitarbeiter nicht vor Belästigung und Diskriminierung geschützt. Die Weinstein Company habe dadurch mehrfach das Recht in New York gebrochen, hiess es in einer in Manhattan eingereichten Anklage.
Neue Vorwürfe gegen Weinstein
Generalstaatsanwalt Eric Schneiderman betonte, jeder Verkauf der Firma müsse sicherstellen, «dass die Opfer entschädigt» und Mitarbeiter geschützt werden. Die Klage wurde beim Obersten Gericht des Bezirks New York eingereicht. Sie enthalte auch neue Vorwürfe gegen Weinsteins «bösartige und ausbeuterische Misshandlung» von Mitarbeitern, so Schneidermann.
Zudem werden Drohungen Weinsteins zitiert. So soll er einigen Angestellten gesagt haben: «Ich werde dich töten», «Ich werde deine Familie töten», «Du weisst nicht, was ich tun kann». Er habe Beziehungen zu mächtigen Menschen, die «sich um Probleme kümmern könnten».
Verwaltungsrat und Geschäftsführung werde vorgeworfen, wiederholt dabei gescheitert zu sein, ihre Mitarbeiter durch angemessene Massnahmen zu schützen oder gegen Weinsteins Verhalten vorzugehen. Die Weinstein Company habe mutmasslich «wiederholt New Yorker Gesetze gebrochen, indem sie ihre Mitarbeiter nicht vor allgegenwärtiger sexueller Belästigung, Einschüchterung und Diskriminierung» geschützt habe.
Recherche in Archiven und E-Mails
Die Klage sei das Ergebnis viermonatiger Ermittlungen, in denen Mitarbeiter, Führungskräfte und Opfer von Weinstein befragt worden seien, erläuterte der Staatsanwalt. Dabei seien auch Archive und E-Mails des Unternehmens durchkämmt worden.
Angesichts laufender Verkaufsverhandlungen für das Unternehmen müsse sichergestellt werden, dass die Opfer entschädigt und Angestellte geschützt werden und dass sich weder Täter noch Mitwisser «unberechtigterweise bereichern» könnten, so Schneiderman weiter.
Weinsteins Anwalt Ben Brafman teilte der Deutschen Presse-Agentur in einer Mail mit, falls Schneiderman eine faire Ermittlung durchführen würde, würde sich zeigen, dass viele der Anschuldigungen gegen Weinstein unbegründet seien.
«Null Diskriminierung»
«Auch wenn Weinsteins Verhalten nicht fehlerfrei war, war es mit Sicherheit nicht kriminell», schrieb Brafman. Weinstein habe mehr Frauen in leitende Positionen als jeder andere Unternehmenschef gebracht.
In seinen Unternehmen habe es «null Diskriminierung» gegeben. Wenn es das Ziel der Untersuchung sei, zu Reformen in der Filmindustrie zu ermutigen, werde Weinstein die Ermittlungen akzeptieren. Wenn er allerdings zum Sündenbock gemacht werden sollte, werde er sich selbst energisch verteidigen.