- Tausende Experten beraten ab heute in Amsterdam über neue Entwicklungen bei der weltweiten Aids-Bekämpfung.
- Die Vereinten Nationen zeigen sich besorgt über die Ausbreitung der Krankheit, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen.
- Forscher weisen darauf hin, dass viele Staaten dem Kampf gegen HIV und Aids heute nicht mehr so viel Aufmerksamkeit schenken wie früher.
Bereits im Vorfeld der internationalen Aids-Konferenz in Amsterdam warnen Experten vor einer dramatischen weltweiten Ausbreitung der Immunschwächekrankheit.
Eine alarmierende Zunahme der Zahl von Neuinfektionen in besonders betroffenen Ländern könnten zu einer «Krise historischen Ausmasses» führen. Darauf wies der US-Aids-Experte und Diplomat Mark Dybul am Sonntag vor Beginn der grossen internationalen Fachkonferenz mit bis zu 18'000 Teilnehmern hin.
UNO: 100'000 Kinder 2017 an Aids gestorben
Dybul forderte gleichzeitig mehr Geld für die Bekämpfung der Krankheit. Die Welt sei gegenwärtig «vermutlich so gefährdet wie nie zuvor, die Kontrolle über die Epidemie» zu verlieren, sagte er. Das liege an der demografischen Entwicklung und dem Umstand, dass Staaten dem Kampf gegen HIV und Aids heute nicht mehr so viel Aufmerksamkeit schenkten wie früher – oder dies in bestimmten Fällen niemals getan hätten.
Gemäss UNO-Sprecher Farhan Haq sind allein im vergangenen Jahr «100'000 Kinder wegen Aids gestorben», berichtet die SRF-Tagesschau. Und nur die Hälfte aller Heranwachsenden mit der Krankheit bekommen die notwendigen Medikamente.
Spenden und staatliche Hilfen rückläufig
Andere Experten warnten am Sonntag in Amsterdam vor einer dramatischen Unterfinanzierung der weltweiten Anstrengungen zur Eindämmung von Aids. Spenden und staatliche finanziellen Hilfen gingen zurück.
Laut Angaben des Direktors des Anti-Aids-Programms der Uno (Unaids), Michel Sidibe, fehlen bereits sieben Milliarden Euro an Hilfsgeldern. «Wenn wir jetzt nicht zahlen, werden wir später mehr und mehr ausgeben müssen», warnte er.
Hoher Stellenwert der Prävention
Den Fachleuten zufolge trägt auch eine wachsende Konzentration auf lebensrettende (sogenannte antiretrovirale) Medikamente zur Behandlung von Aids-Kranken dazu bei, dass die Basiskampagnen zur Eindämmung der Krankheit zunehmend unterfinanziert seien.
Die Mittel etwa für Kondomverteilungsaktionen seien stark zurückgegangen, hiess es. Der Zugang zu Medikamenten ohne gleichzeitige Präventionsmassnahmen werde Aids nicht besiegen.