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Weltraummission «Osiris Rex» Space-Center-Leiter: «In Proben könnte etwas Ansteckendes sein»

Es war der Höhepunkt einer langjährigen Reise durchs Weltall: In der Nacht auf Mittwoch hat die US-Sonde «Osiris Rex» auf dem Asteroiden Bennu – 330 Millionen Kilometer von der Erde entfernt – ein kompliziertes Manöver durchgeführt und dabei Proben gesammelt. Volker Gass, Leiter des Swiss Space Center der EPFL, ist gespannt auf deren Analyse. Doch: Geduld ist gefragt.

Volker Gass

Ingenieur

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Volker Gass ist Direktor des Swiss Space Center ( SSC ) und Professor an der EPFL in Lausanne.

SRF News: Sie haben das Manöver der Sonde «Osiris Rex» von der Schweiz aus mitverfolgt. Wie ist sie abgelaufen?

Volker Gass: Das ist eine sehr interessante Mission. Die Raumsonde ist über die letzten Jahre dem Asteroiden Bennu immer näher gekommen. Und dann, letzte Nacht, ist die Sonde an die Oberfläche gelangt und ist ganz kurz gelandet.

Ein Greifarm hat dabei schnell eine Bodenprobe genommen?

Es war eher ein kurzer, gedämpfter Auftritt mit einem Fuss. Also ein leichter Druck gegen die Fläche, ein kleiner Staubsauger hat eine Probe genommen und die Sonde flog gleich wieder weg. Sie hat sich nicht an der Fläche festgeklammert und mit einem Roboter oder einer Schaufel etwas ausgegraben. Sie hat einfach nur einen Abdruck gemacht und hat den Abdruck mitgenommen.

Welche Erkenntnisse erhofft man sich von diesen Proben?

Die Mission von «Osiris Rex» ist ähnlich wie damals das Programm von «Rosetta». Der Asteroid Bennu ist eines von den Elementen, die vom Ursprung des Sonnensystems herstammen. Was man sich erhofft, ist, dass man diesmal nicht nur etwas sieht und dies analysiert, sondern eine Probe zurückbringen kann auf die Erde.

Es ist sicher nicht einfach, solche Proben von einem fliegenden Asteroiden zu nehmen. Was ist die grösste Herausforderung?

Man muss sich vorstellen, dieser Asteroid ist vielleicht so gross wie ein grosses Hochhaus, also eigentlich keine grosse Masse.

Die Frage ist: Haben wir es geschafft, genug Proben zu nehmen?

Das heisst, die Anziehungskraft ist extrem gering. Man kann also nicht einfach da hingehen und etwas abschneiden. Man muss sehr vorsichtig vorgehen und sicher sein, dass man wieder wegkommt. Die Frage ist: Haben wir es geschafft, genug Proben zu nehmen, sodass – wenn wir sie in ein paar Jahren auf der Erde haben – man auch etwas Relevantes draus lesen kann?

Falls die Probe zu klein ist, was ist dann?

Dann müssen wir nochmals neu anfangen und wahrscheinlich irgendwo anders hingehen. Die Probe wird zwar nicht zu klein sein, um etwas herauszufinden. Aber vielleicht werden die Daten dann nicht ganz komplett sein oder wir werden nicht so viele Erkenntnisse gewinnen können, wie wenn wir mehr hätten.

Es dauert noch drei Jahre, bis die Sonde wieder auf der Erde ist. Was geschieht dann mit den Proben?

Im September 2023 sollte das Raumschiff wieder in eine Erdumlaufbahn oder in die Nähe der Erde kommen und die Proben zurück auf die Erde schicken. Diese Proben werden dann ganz vorsichtig in ein Labor gebracht. Genauso vorsichtig, wie wenn man mit einem sehr gefährlichen Virus umgehen würde.

Theoretisch könnte etwas in der Probe vorhanden sein, das unsere Welt anstecken könnte.

Wichtig ist, dass man keine Kontamination der Erde in die Probe bringt, dass die Probe einfach nur reines Asteroid-Material ist. Rein theoretisch könnte aber auch etwas in der Probe vorhanden sein, das dann unsere Welt anstecken könnte mit etwas, was ausserirdisch ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas passiert, ist extrem gering. Aber alle Massnahmen werden getroffen, damit diese Proben unter sehr sicheren Umständen analysiert werden.

Das Gespräch führte Rino Curti.

SRF 4 News, 21.10.2020, 10.45 Uhr ; 

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