Die Wiese ist nass, es ist kühl, aber die Jungen und Mädchen im Pfadilager singen und tanzen bereits am Morgen. Überhaupt geht es im Lager laut und fröhlich zu und her. Seit 10 Tagen leben die 50 Kinder und Jugendlichen aus der Stadt Zürich hier abgelegen an der Thur und schlafen im Zelt. Stadtkinder in der Natur, bei Sonne, aber auch bei viel Regen. Ihnen gefällt, dass man Spass miteinander hat.
Ein Leben ohne Fernsehen und Internet, ohne Handy und Computergames, das gehe gut. Dafür wandern und baden, spielen und singen die Kinder. Für die 12-jährige Fiocca sind die Pfadfinder enorm wichtig: «Ich kann mir mein Leben ohne Pfadi eigentlich gar nicht mehr vorstellen.»
Turnaround durch eigene Anstrengungen
Für viele Kinder war das lange Jahre aber überhaupt nicht so. Die Pfadfinder steckten in der Krise, verloren ein Drittel ihrer Mitglieder. Seit fünf Jahren geht es jedoch wieder aufwärts. Bei der Zentrale der Pfadibewegung Schweiz in Bern heisst es, die eigenen Anstrengungen hätten zum Turnaround geführt.
So macht die Pfadi jetzt auf Plakaten und im Kino mehr Werbung für sich. Und sie hat eine neue Altersgruppe geschaffen – die Biber, damit bereits 5-jährige Kinder mitmachen können.
Mehr Spiel statt Militär
Die Pfadi musste sich auch der Zeit anpassen, um zu überleben. Sie ist heute weniger militärisch, dafür spielerischer. Die Veränderung gehe bis in die Sprache hinein, sagt der 18-jährige Lagerleiter Fuego: «Man probiert, ein bisschen von den militärisch tönenden Begriffen wegzukommen. Zum Beispiel spricht man nun nicht mehr von Übungen, sondern von Aktivitäten. Und wenn man sich trifft, ist es kein Antreten, sondern eine Besammlung.»
Fuego, der Lagerleiter von der Pfadi Friesenberg, glaubt auch, dass die Pfadi den Kindern ein Gemeinschaftsgefühl vermittle, das ihnen sonst fehle.
Dass viele Pfadigruppen wieder mehr Zulauf haben, bringt aber auch neue Probleme mit sich. Auch bei der Pfadi Friesenberg, wie Leiter Do it sagt: «Wir haben nun langsam auch zu wenig Leiter. Und wir müssen nun noch ein Jahr warten, bis die ältesten Pfadis auch noch Leiter werden. Und dann läufts dann wohl auch wieder.»