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«Wilder und sperriger Film» Goldener Bär geht an «Touch Me Not» nach Rumänien

  • Der radikale rumänische Experimentalfilm «Touch Me Not» hat bei der 68. Berlinale überraschend den Goldenen Bären gewonnen. Regisseurin Adina Pintilie (38) erforscht in ihrem semidokumentarischen Film die Spielarten und Grenzen menschlicher Sexualität.
  • Den Grossen Preis der Jury holte am Samstagabend die polnische Regisseurin Małgorzata Szumowska mit ihrer Gesellschaftsparabel «Gesicht» («Twarz»).
Zwei Personen auf der Bühne stehend.
Legende: Jury Präsident Tom Tykwer und Berlinale Direktor Dieter Kosslick gratulieren Regisseurin Adina Pintilie (im Hintergrund auf der Leinwand) für den Goldener Bär für den besten Film «Touch Me Not». Keystone

Während des Festivals hatte «Touch Me Not» die Kritiker gespalten. Als Präsident der Jury hatte sich Regisseur Tom Tykwer («Lola rennt») «wilde und sperrige» Filme gewünscht. Es ist das zweite Mal, dass ein rumänischer Film die höchste Auszeichnung des Festivals gewinnt.

Im Film «Gesicht» erzählt wiederum Małgorzata Szumowska satirisch und anrührend von einem jungen Mann, der nach einer entstellenden Gesichtstransplantation nicht nur in seinem Umfeld, sondern auch in der eigenen Familie abgelehnt wird.

Beide Filme gehörten bei den Kritikern nicht zu den heissen Favoriten. «Wir haben herausgefunden, dass wir nicht nur das würdigen wollen, was Kino kann, sondern auch das, wo es noch hingehen kann», sagte Jury-Präsident Tykwer.

Wir haben herausgefunden, dass wir nicht nur das würdigen wollen, was Kino kann, sondern auch das, wo es noch hingehen kann.
Autor: Tom TykwerJurychef der Berlinale

Die Jury-Entscheidung bewies aber erneut, dass Frauen bei dem Festival eine ungewöhnlich starke Rolle spielten. Das gilt auch für den paraguayischen Film «Die Erbinnen» («Las herederas») von Marcelo Martinessi, der den Alfred-Bauer-Preis erhielt. Die Auszeichnung gilt einem Spielfilm, der neue Perspektiven eröffnet. Ana Brun (68) bekam für ihre Rolle in dem tragikomischen Drama um ein alterndes lesbisches Paar den Silbernen Bären als beste Darstellerin.

Zum besten Schauspieler kürte die Jury den Franzosen Anthony Bajon (23), der in Cédric Kahns «Das Gebet» einen 22-jährigen Drogenabhängigen spielt. Intensiv und glaubwürdig zeichnet er den zermürbenden Kampf gegen die Drogensucht nach, der ihm mit Hilfe des Glaubens gelingen soll.

Shootingstars gehen leer aus

Als grosser Anwärter auf den Darstellerpreis war auch der 32-jährige Berliner Franz Rogowski gehandelt worden. Der diesjährige Shootingstar der Berlinale überzeugte sowohl in Christian Petzolds Flüchtlingsdrama «Transit» wie auch in Thomas Stubers poetischem Liebesfilm «In den Gängen».

Weder er noch die grandiose Marie Bäumer als Romy Schneider («3 Tage in Quiberon») konnte einen der begehrten Darsteller-Preise ergattern. Auch in anderen Kategorien wurde der deutsche Film nicht bedacht, obwohl er mit 4 von 19 Kandidaten besonders gut vertreten war.

Den Silbernen Bären für die beste Regie sprach die Jury dem US-Kultfilmer Wes Anderson zu. Mit seiner märchenhaften Hundeparabel «Isle of Dogs» hatte erstmals ein Animationsfilm die Berlinale eröffnet. Seine Stop-Motion-Tricktechnik kam auch beim Publikum gut an.

385 Filme aus 78 Ländern

Der mexikanische Regisseur Alonso Ruizpalacios holte für seinen vergnüglichen Verbrecherfilm «Museo» gemeinsam mit seinem Kollegen Manuel Alcalá den Silbernen Bären für das beste Drehbuch. Elena Okopnaya bekam die Auszeichnung als herausragende künstlerische Leistung für Kostüm und Design in dem stimmungsvollen Schriftstellerdrama «Dovlatov» von Alexey German Jr.

Insgesamt waren bei dem elftägigen Festival 385 Filme aus 78 Ländern zu sehen. Am Sonntag geht die Berlinale mit einem Publikumstag zu Ende. Im vergangenen Jahr hatte der ungarische Liebesfilm «Körper und Seele» von Ildikó Enyedi den Goldenen Bären gewonnen.

Die Preise der 68. Berlinale auf einen Blick

Goldener Bär
«Touch Me Not» von Adina Pintilie (Rumänien)
Silberner Bär, Grosser Preis der Jury
«Gesicht« («Twarz») von Małgorzata Szumowska (Polen)
Silberner Bär, Alfred-Bauer-Preis für einen Spielfilm, der neue Perspektiven eröffnet
«Die Erbinnen» («Las herederas») von Marcelo Martinessi (Paraguay)
Silberner Bär für die beste Regie
«Isle of Dogs» («Isle of Dogs – Ataris Reise») von Wes Anderson (USA), Animationsfilm
Silberner Bär für die beste Darstellerin
Ana Brun in «Die Erbinnen» («Las herederas») von Marcelo Martinessi (Paraguay)
Silberner Bär für den besten Darsteller
Anthony Bajon in «Das Gebet» («La prière») von Cédric Kahn (Frankreich)
Silberner Bär für das beste Drehbuch
Manuel Alcalá und Alonso Ruizpalacios (Mexiko) für «Museo» (Museum)
Silberner Bär für herausragende künstlerische Leistung
Elena Okopnaya für Kostüm und Design in «Dovlatov» von Alexey German Jr. (Russland)
Glashütte Original Dokumentarfilmpreis
«Waldheims Walzer» von Ruth Beckermann (Österreich)
Bester Erstlingsfilm der Gesellschaft zur Wahrnehmung von Fil- und Fernsehrechten GWFF
«Touch Me Not» von Adina Pintilie
Goldener Bär für den besten Kurzfilm
«The Men Behind The Wall» von Ines Moldavsky
Silberner Bär für den besten Kurzfilm
«Imfura» von Samuel Ishimwe
Audi Short Film Award
«Solar Walk» von Réka Bucsi

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