Das «Young Stage»-Festival in Basel ist für die jungen Künstlerinnen und Künstler ein begehrtes Karrieresprungbrett. Dementsprechend gross war die Anzahl Bewerbungen. 400 Artistinnen und Artisten aus aller Welt hofften dieses Jahr auf einen Platz im Zirkus-Wettbewerb. Geschafft haben es 14 Darbietungen. Auch zwei ukrainische Künstlerinnen traten auf: Angelina und Alexandra.
Sie konnten das Kriegsgebiet verlassen und haben an der Zirkusakademie in Berlin Unterschlupf gefunden. Der Krieg hat das Leben der beiden Zirkusstudentinnen aus Kiew auf den Kopf gestellt: «Die ersten Tage waren sehr hart und beängstigend», so Angelina. Ihre Freundin ergänzt: «Jetzt geht es uns gut und wir sind glücklich, dass wir an diesem Festival teilnehmen können».
Das Biest in uns
Die aktuellen Geschehnisse blieben auch während der Show nicht aussen vor. Der Zirkusstudent Maxim Vronin verarbeitete die schockierenden Erlebnisse in seinem Programm. Anhand eines animalischen Arms illustrierte er, dass in jedem von uns ein Biest wohne, das unter Kontrolle gebracht werden müsse. Symbolisch für die aktuelle Kriegssituation, die auch für ihn sehr belastend ist: «Ich möchte helfen. Es sterben Leute. Es ist einfach ein Schock für alle».
Kein reiner Solidaritätsakt
Der Krieg brachte die Frage der Solidarität auf. Soll man am «Young Stage» ein politisches Statement setzen, indem man die ukrainischen Künstlerinnen und Künstler gewinnen lässt? Für Adrian Steiner, Gründer und Direktor von «Das Zelt», eine schwierige Frage: «Auf der einen Seite darf der Krieg die künstlerischen Leistungen nicht überstrahlen. Auf der anderen Seite darf man es auch nicht ignorieren. Darum finde ich es schon wichtig, dass es in der Kultur Platz gibt, um etwas kritisch zu betrachten, das nicht sein dürfte – nämlich ein Krieg».
Ich finde es schon wichtig, dass es in der Kultur Platz gibt, um etwas kritisch zu betrachten, das nicht sein dürfte – nämlich ein Krieg.
Die acht Jurymitglieder haben sich an der 13. Ausgabe der «Young Stage» gegen eine reine Solidaritäts-Aktion entschieden und das «Trio Vertex» aus Grossbritannien zum «Golden-Star» des Abends gekürt. Angelina und Alexandra haben somit zwar nicht den Hauptpreis gewonnen, dürfen sich aber unter anderem über ein Zirkus-Engagement freuen.