Zum Inhalt springen

Zwei Jahre nach Coming-out Curdin Orlik: «Ich habe mir mehr Sorgen gemacht als nötig»

Der Schwinger outete sich im März 2020 als schwul. Danach brauchte er Zeit, um die Folgen dieses Schrittes zu verarbeiten.

Der Artikel im «Magazin» im Frühjahr 2020 sorgte für mehr Wirbel, als wenn ein Böser den anderen mit voller Wucht ins Sägemehl hievt: Curdin Orlik outete sich öffentlich als schwul. Damit bekannte sich der erste aktive Schwinger zu seiner Homosexualität.

Ich hatte das Gefühl, dass die Art, wie ich gerne lieben würde, falsch sei.
Autor: Curdin Orlik Schwinger

Mittlerweile hat sich die Aufregung gelegt. Orlik aber brauchte Zeit, um den Rummel um seine Person und seine sexuelle Orientierung zu verarbeiten. «Das war sehr intensiv», sagt der 29-Jährige im SRF-Interview.

Darf ein Schwinger einen anderen Mann lieben?

Bereits vor seinem Coming-out hatte er Zeit gebraucht. Lange habe er damit gehadert, seine Homosexualität zu akzeptieren. «Es ist immer noch in den Köpfen der Menschen, dass ein ‹richtiger Mann› nicht schwul sein kann», sagt der Bündner – und denkt dabei auch an sein früheres Selbst.

Denn Curdin Orlik war mit einer Frau liiert, hat mit ihr gar ein Kind. «Ich hatte das Gefühl, dass die Art, wie ich gerne lieben würde, falsch sei», gesteht er. Ein Schwinger, der Inbegriff eines Mannes – breitschultrig, bodenständig, traditionsbewusst – darf schliesslich keinen anderen Mann lieben.

Positive Reaktionen – auch aus der Schwingerszene

Heute – zwei Jahre nach dem Schritt an die Öffentlichkeit – fühlt sich Curdin Orlik freier. Die Reaktionen aus seinem privaten Umfeld, aus der Bevölkerung und aus Schwingerkreisen haben ihn zusätzlich bestärkt: «Mich hat nur positives Feedback erreicht.»

Er habe sich im Vorfeld des Coming-outs mehr Sorgen gemacht als nötig, weiss Curdin Orlik rückblickend. «Ich bin froh, dass ich es gemacht habe», erklärt er und fügt hinzu: «Ich würde es wieder tun.»

Gesichter & Geschichten, 26.04.2022, 18:35 Uhr

Meistgelesene Artikel