Seit gut 20 Jahren hackt Nicolas Mayencourt Computersysteme von Banken, Spitälern oder Energieversorgern. Das legal und auf Auftrag hin. Er zeigt so den Unternehmen, Behörden oder Staaten auf, wo die Sicherheitslücken in ihren Systemen sind.
SRF News: Nicolas Mayencourt, Sie könnten mit Ihren Fähigkeiten auch Ihre Rechnungen auf bezahlt setzen oder sich ein Ticket für ein ausverkauftes Stadion mischeln...
Nicolas Mayencourt: Ja, das mache ich auch tagtäglich, aber mit anderer Motivation. Wir würden das nie zur eigenen Bereicherung machen.
Wir können eine Panzerknacker-Situation simulieren, das ist ein Bubentraum.
Wir haben viel Spass an unserem Job, wir dürfen gegen Bezahlung einbrechen und das legal. Das ist wie ein Bubentraum.
Sie können die Sicherheitssysteme von Flugzeugen, Spitälern, Banken oder Energieversorgern hacken. Wann haben Sie sich für die gute Seite entschieden?
Die Entscheidung für die legale Seite habe ich ganz bewusst getroffen, in der Teenagerzeit, als ich bei anderen gesehen habe, wo das hinführen kann. Ich habe ganz klar die Entscheidung getroffen, dass ich lieber den rechten Weg nehme als den schnellen Weg.
Der Punkt ist, es ist einfach nicht recht, es stimmt einfach nicht.
Ich hätte jetzt vielleicht etwas mehr Geld, aber das ist nicht die Motivation an dieser Stelle. Ich kann dafür gut schlafen und mich frei in den Strassen bewegen, das ist mir sehr viel wert.
Ist Ihr Beruf denn nicht gefährlich?
Natürlich ist das, was wir machen, nicht unheikel und nicht unkritisch. Aber wir sind keine Söldner, wir führen keine Operationen durch, wir arbeiten nicht als Hilfs-Polizisten oder Hilfs-Militärs. Wir helfen diesen Organisationen, Sachen besser zu verstehen und effizienter agieren zu können. Und wir haben eine starke Segmentierung. Zum Beispiel befinden sich hier im Büro keine Daten. Dementsprechend brauchen wir hier auch keine physische Sicherheit.
Ihr ältestes Kind ist sieben Jahre alt. Werden Sie ihm mal ein Handy kaufen?
Meine Frau und ich haben viel darüber diskutiert und wir finden, es ist wichtig, so gut wie möglich zu informieren und zu sensibilisieren. Wir denken, ein Verbot ist das falsche Instrument und bringt nichts. Meine Hoffnung ist, dass meine Kinder ihre Kreativität elektronisch ausleben. Ich würde mir wünschen, dass wenn wir ihnen eine Mediensperre geben, sie diese hacken können. Dass sie nicht nur konsumieren, sondern auch selber etwas damit machen, das will ich damit sagen.
Das Gespräch führte Christine Widmer.