Die Vorlage liefert am Vormittag SP-Präsident Christian Levrat: «Die FDP verhält sich immer stärker wie ein Seitenwagen der SVP.» Die Antwort an die SP kommt am Nachmittag von FDP-Präsident Philipp Müller: «Wir gehen gerne auf solche Angriffe ein. Die SP ist ja sozusagen unser Hausgegner.»
FDP und SP – die beiden Parteien gebärden sich wie Katz und Maus. Für die Freisinnigen sind die SP-Rezepte dermassen ungeniessbar, dass sie sich im Wahlkampf darauf konzentrieren, sie zu zerpflücken. Ein fünfzehnseitiges Gegenargumentarium zur SP-Wahlplattform hat die FDP heute vorgelegt. Ein Sammelsurium von populistischen, untauglichen und teuren Wahlgeschenken sei das, was die SP wolle, holt die FDP in einer Medienmitteilung zum Rundumschlag aus.
«Wir wollen genau das Gegenteil»
Und Partei-Chef Müller doppelt nach: «Die SP hat jene Ideen, die uns am wenigsten gefallen. Sie will alles reglementieren und die Freiheit des Bürgers einschränken. Wir wollen genau das Gegenteil.» Und: Die FDP will vor allem die SP bei den Nationalratswahlen überholen. Fast 19 Prozent Wähleranteil hat die Linkspartei vor vier Jahren erreicht, etwas über 15 Prozent die Freisinnigen.
Wenn es nach Philipp Müller geht, soll sich das am 18. Oktober nun umkehren. SP-Chef Levrat will diese Wende um jeden Preis verhindern. Er spricht von einer Richtungswahl zwischen einer Schweiz der Abschottung mit SVP und FDP und einer Schweiz der Öffnung, für die die SP eintrete. «Im Bereich Asyl, Bilaterale, Zusammensetzung des Bundesrats ist die FDP mittlerweile die Partei, die am lautesten einen zweiten SVP-Bundesrat fordert. Da läuft etwas schief», sagt Levrat.
Horrorszenario
Ein Bundesrat mit einer Mehrheit aus SVP und FDP wie in der Legislatur 2003-2007 mit Christoph Blocher und Hans-Rudolf Merz ist für den SP-Präsidenten ein Horrorszenario. Für Levrat ist klar: BDP-Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf muss im Dezember auf jeden Fall wiedergewählt werden, selbst dann, wenn die BDP bei den Parlamentswahlen massiv an Wähleranteilen verlieren sollte.
Und wie sieht das der FDP-Präsident? Dazu könne er sich jetzt nicht äussern, sagt Philipp Müller: «Dieses Mal geht es darum, ob wir das Erfolgsmodell Schweiz mit den bewährten Rezepten weiter in die Zukunft bringen können. Oder sollen wir uns mit den Ideen der SP auf Experimente einlassen?»
Da ist er schon wieder – der Angriff auf die SP. «Für alle statt für wenige» lautet der neue alte Wahlslogan der Sozialdemokraten. «Liberale statt sozialistische Rezepte» propagiert die FDP. Das Duell FDP gegen SP ist definitiv lanciert.