Die letzte Sitzung fiel aus. Zu wenige Traktanden. Doch seinem letzten Auftritt als Leiter der Basler Parlamentsdienste im Grossen Rat trauert Thomas Dähler nicht nach: «Das war gut, so konnte ich meinen Arbeitsplatz aufräumen.» Und das, obwohl Dähler die Parlamentssitzungen als «highlights» seines Jobs bezeichnet. Allerdings nicht nur aus politischem Interesse. Er sei wie die «Spinne im Netz» gewesen, um ihn herum habe das Grossratsleben stattgefunden, beschreibt Dähler. «Ich hatte einen Logenplatz im Basler Staatstheater.» Er habe stets beobachten können, wer mit dem den Kopf zusammensteckt, wer etwas ausheckt, wer ins Café geht und wer es mit wem lustig hat.
Dähler erlebte in seinen Jahren bei den Parlamentsdiensten unzählige Grossrätinnen und Grossräte sowie 16 Grossratspräsidentinnen und -präsidenten. Diese jährlichen Wechsel an der Parlamentsspitze bezeichnet er als das «Salz in der Suppe» des Parlamentsdienstes. Er habe sich jedes Jahr auf eine neue Chefin oder einen neuen Chef einstellen müssen, und alle hätten ihre Stärken und Schwächen gehabt, auf die er habe eingehen müssen. Den einen habe er kleinere Reden schreiben müssen, anderen die Geschäftsordnung erklärt.
Ich war der Diener der Diener des Volkes.
Dähler war zuvor jahrelang in Zürich. «In Zürich geht man auf Konfrontation, in Basel redet man zusammen», so seine Erfahrung. Mit ein Grund dafür sei die Sitzordnung im Basler Parlament. Anders als in vielen andern Parlamenten sitzt man in Basel nicht nach Fraktionen zusammen, sondern nach Wahlkreisen. Gibt es ein Problem im oberen Kleinbasel, stecken die Grossrätinnen und Grossräte des Wahlkreises Kleinbasel die Köpfe zusammen, über Parteigrenzen hinaus.
Machtverschiebung zwischen Regierung und Parlament
Seine Aufgabe beschreibt Dähler gerne «pathetisch», wie er selbst anmerkt: «Ich war der Diener der Diener des Volkes.» Seine Aufgabe sei gewesen, diese vom Volk gewählten Diener der Volkes nach Kräften zu unterstützen.
Diese Diener des Volkes seien aber etwas unter Druck geraten, glaubt Dähler schweizweit zu beobachten. Das Parlament sei zwar das oberste Organ. Das mächtigste Organ sei aber «die Regierung mit ihrem riesigen, professionellen Apparat im Hintergrund.» Da gelte es Gegensteuer zu geben. «Es hat eine Machtverschiebung von der Legislative zur Exekutive gegeben», also vom Parlament hin zur Regierung. Seine Aufgabe sei es unter anderem auch gewesen, mitzuhelfen, dass das Gleichgewicht zwischen den beiden Organen nicht weiter in Schieflage gerate. «Wichtig ist, dass Parlamentsmitglieder ihr Selbstvertrauen behalten über ihre Funktion und Rolle im Staatsgefüge.»