Die Ausgangslage: Das Problem ist bekannt. Der katholischen Kirche fehlen nicht nur Schafe, sondern auch Hirte. Priesterstellen sind vakant, Religionslehrerinnen werden gesucht, etc. Die Arbeit in der Kirche hat heutzutage für viele schlicht an Attraktivität eingebüsst. Im Aargau hat sich die Personalsituation in den Kirchen noch einmal verschärft, berichtet die Kirchenzeitung «Horizonte». Besonders prekär ist demnach die Situation in Wettingen.
Das Problem in Wettingen: Seit mehr als einem Jahr seien über 200 Stellenprozente nicht besetzt, berichtet Raymond Alvarenz, der in der Kirchenpflege für das Personal zuständig ist. «Wir haben zwei katholische Kirchen in Wettingen, in denen wir mehr oder weniger zu den gleichen Zeiten Gottesdienste anbieten wollen.» Eine Weile führte in Wettingen ein indischer Priester Gottesdienste durch, aber auch er verlässt die Gemeinde nun per Ende Monat.
Interesse aus der Dritten Welt: Eigentlich gäbe es noch mehr Priester aus Ländern, wo die katholische Kirche früher missionierte, welche sich für ein Engagement in Europas Gotteshäusern interessierten, weiss der Wettinger Kirchenpfleger Raymond Alvarez. «Diese Priester kommen häufig aus Afrika oder Indien und möchten gerne hierher kommen, um den katholischen Glauben aufrechtzuerhalten.» Ein Problem sei aber häufig die Sprache.
Die Wettinger Lösung Teil 1: Alvarez' Glück ist, dass in Wettingen zwei ausländische Missionen beheimatet sind: eine italienische und eine kroatische. Und die italienischen und kroatischen Priester springen nun ab und zu in den Gottesdiensten ein. «Wir pflegen einen guten Kontakt und unterstützten uns gegenseitig. Wir sind schliesslich alle katholisch», erzählt der Kirchenpfleger. Allerdings: Das Wettinger Personalproblem beschränkt sich nicht nur auf die Priester, auch im Pfarreileben gibt es viele Vakanzen.
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
Die Wettinger Lösung Teil 2: Die katholische Kirche hat deshalb ein Pilotprojekt in Gang gesetzt. Ziel ist, die Seelsorge etwas zu öffnen und Assistentinnen und Assistenten mit organisatorischen Aufgaben zu betrauen. Leute, die zwar keine Zulassung vom Bistum Basel haben, aber einen theologischen Hintergrund. «Das ist keine traditionelle Assistenzstelle in einem Büro, sondern man organisiert zum Beispiel Krippenspiele in der Kirche oder einen Seniorennachmittag.» Denn trotz der harten Zeiten ist für Raymond Alvarez ist klar: «Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.»