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Pestizide im Wasser Ein Bauer erklärt, weshalb er Chlorothalonil braucht

Besonders im Berner Seeland sind Pestizid-Grenzwerte im Trinkwasser überschritten – wegen der Landwirtschaft.

Lauch, Bohnen, Salat, Fenchel, Gurken: Thomas Wyssa ist ein typischer Seeländer Gemüseproduzent. Insgesamt 25 verschiedene Gemüsekulturen wachsen auf seinen Feldern und in seinen Treibhäusern – auch dank Chlorothalonil.

Kurz erklärt: Was ist das Problem mit Chlorothalonil?

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Chlorothalonil ist ein Pflanzenschutzmittel, das erst seit Kurzem als möglicherweise krebserregend gilt. Neuste Forschungsergebnisse kamen zu diesem Schluss. Deshalb hat der Bund das Mittel nun auf die Liste der relevanten Stoffe gesetzt, was bedeutet, dass gewisse Höchstwerte im Trinkwasser nicht überschritten werden dürfen.

Das Mittelland ist von den Chlorothalonil-Rückständen im Wasser besonders betroffen – wegen der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung der Felder. Das Gebiet erstreckt sich vom Kanton Freiburg, über Bern, Aargau bis Thurgau.

Das Trinkwasser kann im Kanton Bern dennoch bedenkenlos konsumiert werden. «Die Gesundheit ist nicht akut gefährdet», sagt der stellvertretende Kantonschemiker Urs Achermann. Überschrittene Höchstwerte bedeuteten lediglich, dass die Wasserversorger nun handeln müssten. Der Bund prüft derzeit ein Verbot des Pestizids.

«Ich verstehe Chlorothalonil als Pflanzenschutzmittel», so Thomas Wyssa. «Es beschützt die Pflanze vor Pilzbefall, wie zum Beispiel Mehltau.» Er fahre nicht einfach nach Lust und Laune mit dem Traktor auf das Feld und streue das Gift auf die Pflanzen.

Er setze das Pestizid gezielt ein und so wenig wie möglich. Dann nämlich, wenn es wirklich helfe. «Das ist vergleichbar mit Kopfwehtabletten: Die nimmt man ja auch nicht präventiv, sondern erst dann, wenn man bereits Schmerzen hat.»

Weshalb er nicht verzichten kann

Der Einsatz von Pestiziden auf landwirtschaftlichen Flächen ist erlaubt – es braucht aber je nach Mittel eine Bewilligung. Wenn eine solche vorliege, müsse man sich als Anwender auf die Behörden verlassen können, dass das Mittel keine Schäden hinterlässt: «Deshalb habe ich kein schlechtes Gewissen, Chlorothalonil zu spritzen», sagt Gemüsebauer Thomas Wyssa.

Um die Ansprüche der Konsumentinnen und Konsumenten und der Grossverteiler zu erfüllen, müsse das Gemüse nahezu perfekt sein. Bereits kleinste Abnormalitäten werden nicht toleriert. Deshalb sei das Pflanzenschutzmittel wichtig, um das Einkommen zu sichern.

Fenchel in einer Kiste auf dem Erntefeld.
Legende: Fenchel ist eines der Gemüse, das Thomas Wyssa auf seinem Hof in Galmiz im Berner Seeland anbaut. Keystone (Symbolbild)

Die Situation habe sich in den letzten Jahren zugespitzt. Der Landwirtschaft werde oft die Täter-Rolle zugesprochen. Gleichzeitig müsse man immer höheren Ansprüchen genügen: «Bei diesem Konflikt sind wir Bauern mittendrin.»

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