Die Elternlobby Schweiz hat in mehreren Kantonen – darunter Bern, Freiburg und Wallis – eine Petition lanciert, welche sich für eine freie Bildungswahl einsetzt. Im Kanton Wallis wird die Petition «Freie Bildungswahl für alle statt für wenige» von Wirtschaftskreisen unterstützt.
Jörg Solèr, Standortleiter des Lonza Werks in Visp ist Vater von zwei schulpflichtigen Kindern und sagt: «Als Vater ist es mir wichtig, dass die Eltern frei entscheiden können, welche Schule für ihr Kind die richtige ist.»
Jörg Solèr vertritt die Haltung, dass jedes Kind ein Anrecht auf sein Bildungs-Budget habe. «Der Kanton weiss genau, wieviel Geld er pro Kind und Schuljahr ausgibt. Dieses Bildungs-Budget sollte ein Kind mitnehmen können, wenn es von der Volksschule auf eine andere Schule wechseln will.» Sonst würden die Eltern laut Solèr doppelt zahlen, da die Volksschule ja über Steuergelder finanziert werde.
Jedes Kind soll sein Bildungs-Budget mitnehmen können, wenn es auf eine andere Schule wechselt.
Die Lonza Visp arbeitet projektbezogen mit der staatlich anerkannten Privatschule in Bratsch zusammen. Die sogenannte GD-Schule wurde vor zwei Jahren gegründet und kennt weder Schulnoten noch Hausaufgaben. 42 Primar- und Sekundarschüler aus dem Oberwallis besuchen diese Schule. Rund 50 Kinder stehen derzeit auf der Warteliste. Jörg Solèr ist vom Potential dieser alternativen Schule überzeugt.
Durch neue Schulmodelle steigt auch das Bildungsniveau und das ist wichtig für die Wirtschaft.
Als Standortleiter des Lonzawerks Visp ist Solèr Chef von 2900 Mitarbeitenden. Die Lonza bietet rund 200 Ausbildungsplätze für Lehrlinge an und wird bald den ersten Lehrling aus der GD-Schule Bratsch übernehmen.
«Angriff auf das Walliser Bildungssystem»
Der Walliser Bildungsminister Christophe Darbellay hat sich am Dienstag mit verschiedenen Wirtschaftsvertretern getroffen, um mit ihnen über ihre Position zu diskutieren. Auf Anfrage des Regionaljournals wollte Christophe Darbellay keine Stellung zur Petition «Freie Bildungswahl für alle statt für wenige» nehmen.
Darbellay wollte sich insbesondere nicht konkret zum Vorschlag von Lonza-Chef Jörg Solèr äussern, der fordert, dass jedes Kind ein sogenanntes Bildungsbudget mitnehmen kann, wenn es von der Volksschule auf eine andere Schule wechseln will. Nur soviel liess der Walliser Bildungsminister verlauten: Diese Forderung sei ein frontaler Angriff auf das Walliser Bildungssystem, welches zu den besten der Schweiz gehöre.