Syngenta, Bally oder der Getränkehersteller Sigg - alle diese Firmen erlitten das gleiche Schicksal: Sie wurden von Investoren aus China übernommen. Im Pfyfferli 2019 ist auch die Fähre über den Rhein und selbst die Fasnacht nicht von einer solchen Übernahme gefeit. Doch bei der Fasnacht wird es dann schwierig.
Die Übernahme der Syngenta durch die Chinesen vor zwei Jahren bewegte in Basel die Gemüter. Im Stillen ging und geht die Einkaufstour der Chinesen munter weiter. Auf der Bühne des Pfyfferli ist der «Fährimaa» ein Chinese auf seiner Dschunke. Im Prolog möchte er auch die Fasnacht kaufen.
Doch in der Vorführung wird klar: Das geht nicht. Zu eigenständig, zu archaisch sind die drei «scheenschte Dääg», da hilft auch viel Geld nichts. Im Epilog wird dann das chinesische Ansinnen durch den chinesischen «Fährimaa» selbst aufgelöst: «Zuegä, mir läbe in dr Trance. Uns ghört scho die halbi Welt. Doch do hämmr e gar kei Chance. D Fasnacht kauft mr nid für Gäld.»
Baselbieter vereinzelt Sündenböcke
Nachdem letztes Jahr die Baselbieter als Sündenböcke quer durch die ganze Fasnacht herhalten mussten, war die Spannung nach ihrer diesjährigen Rolle gross. Sie kommen beim Tussy vom Spalenberg «Gäll Alain» noch vor, ansonsten verzichtet das Pfyfferli dieses Jahr auf diese Art von Spott. Auch die Regierungen der beiden Halbkantone kommen kaum vor.
Thematisiert wird hingegen die Fasnacht selbst. In einem Stück sehen wir das sich langweilende Comité am Cortège, das hutschwenkend zu einer Lack- und Lederbande mutiert. Zur Musik «You can leave your hat on» entblösst es sich von seinen schwarzen Roben und driftet immer mehr ins Rotlichmilieu ab. In einem zweiten Stück wird der Alkoholkonsum der Fasnächtler kritisch auf die Bühne gebracht: Die Anderen trinken, wir nicht. Und jener der es sagt, war mindestens massiv angeheitert.
Begeistertes Publikum
Das Pfyfferli wusste auch dieses Jahr sein Publikum zu begeistern. Es gelang der Regie und dem Ensemble, ein eher abstraktes Wirtschaftsthema (China kauft global ein) so auf die Bühne zu bringen, dass die Bruchstellen im Alltag und in der Kultur hier in Basel sichtbar wurden. Ergänzt wurde das Sujet im Prolog und im Epilog durch Alltagsszenen, die durch ihre Skurilität überzeugten.