In immer mehr Schweizer Gemeinden gibt es offene Bücherschränke. In den letzten Wochen und Monaten sind Dutzende solcher Schränke entstanden. Die Idee: Wer ein Buch nicht mehr braucht, bringt es – wer eines lesen will, nimmt es. Bücherschränke funktionieren gratis und unkompliziert.
Zum Boom beigetragen hat in den letzten Monaten ausgerechnet das Handy. Weil niemand mehr in Telefonkabinen telefoniert, werden diese stillgelegt. Etliche Telefonkabinen hat die Swisscom gratis an die Gemeinden abgegeben. Aus mittlerweile 260 Telefonkabinen seien Bücherschränke entstanden, teilt die Swisscom auf Anfrage mit.
Auch in der Stadt Solothurn gibt es neuerdings einen offenen Bücherschrank in einer ausgedienten Telefonkabine. Er steht bei der Poststelle Allmend und wurde am Montagabend eingeweiht. Es ist schon der vierte offene Bücherschrank in der Stadt Solothurn.
Eine Konkurrenz für Buchhändler, die davon leben, Bücher verkaufen zu können? Daniela Bieri winkt ab. «Alles, was die Leute zum Lesen verführt, ist gut für den Buchhandel», meint die Filialleiterin von Bücher Lüthy in Solothurn. Mit dem kleinen und wenig aktuellen Angebot seien Bücherschränke keine Konkurrenz zu den Buchläden.
Neben Basel war Solothurn die erste Stadt, die einen fix installierten Bücherschrank hatte. 2012 wurde der Bücherschrank im Kreuzackerpark aufgestellt. Die Idee stamme aus Österreich und habe sich vor allem in Deutschland rasch verbreitet, weiss Hartwig Roth, der den Bücherschrank im Kreuzackerpark ins Leben gerufen hat.
Der Bücherschrank im Kreuzackerpark wird täglich von bis zu 150 Personen benutzt, schätzt Roth. Die Grundidee sei ein grosser Erfolg geworden, freut er sich. Probleme gebe es nur mit Personen, die den Bücherschrank zum Entsorgen alter Bücher missbrauchen.
Ein 30-jähriges Lexikon aus 24 Bänden lese heute niemand mehr, meint Hartwig Roth. Ein Team aus Freiwilligen schaut deshalb fast täglich zum Rechten und entsorgt einen Teil der angelieferten Ware. «Wir versaufen manchmal fast in den Büchern», sagt Roth. Der Solothurner Bücherschrank ist Opfer seines eigenen Erfolgs geworden.