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Pilotprojekt in Luzern Ein Quartier schaut zu seinen Senioren

Senioren wollen selbständig wohnen. Dafür brauchts die Hilfe der Nachbarschaft, sagt ein Verein. Und zeigt, wie's geht.

Edith Troxler (links im Bild) ist 75 Jahre alt, und sie hat ein Problem: Ihr Smartphone. Bei den letzten Anrufen hat sie kaum etwas verstanden, viel zu leise war ihr alles. Und überhaupt: Unglaublich kompliziert sei das Gerät. «Mit dem alten Handy kam ich gut zurecht, aber diese neuen Telefone mit ihren ganzen Möglichkeiten – da habe ich Mühe mitzukommen.»

Genau für solche Fälle ist der «Digi-Treff» im Luzerner Neustadtquartier da. Er findet jede Woche im Holzpavillon des Vereins Vicino statt und ist eine Anlaufstelle für Seniorinnen und Senioren, die Probleme mit dem Handy oder dem Computer haben. Edith Troxler findet hier Unterstützung – Romy Mathis von Vicino erklärt ihr, wie sie ihr Handy richtig einstellen kann.

Ein Holzpavillon gegen die Vereinsamung

Der «Digi-Treff» ist aber nicht das einzige Angebot im Pavillon. Regelmässig finden hier Spielnachmittage für Senioren statt, es wird gestrickt, Suppe gekocht, einmal pro Woche stehen Bewegungsübungen und Informationen zur Gesundheit im Alter auf dem Programm.

Hier sind Freundschaften entstanden. Leute laden sich gegenseitig ein, sie kümmern sich umeinander.
Autor: Corinne Küng Leiterin Vicino-Pavillon

Leiterin dieses Treffpunkts ist Corinne Küng. «Im Alter dünnt sich das soziale Netzwerk aus, Vereinsamung wird ein Thema», sagt sie. «Mit dem Pavillon wollen wir dem entgegenwirken.» Hier hätten sich Leute von 65 bis 99 Jahren kennen gelernt, die seit Jahrzehnten im selben Quartier wohnten, aber nie miteinander ins Gespräch gekommen seien. «Es sind Freundschaften entstanden. Leute laden sich gegenseitig ein, halten einen Schwatz auf der Strasse. Sie kümmern sich umeinander.»

Eine «neue Achtsamkeit»

Und genau dies ist das Ziel des Vereins Vicino. Er will im Quartier eine Kultur etablieren, in der Nachbarschaftshilfe gelebt wird – und dadurch letztlich Strukturen entstehen, die es älteren Menschen erlauben, möglichst lange selbständig zu wohnen. Das soll einerseits durch den Pavillon passieren.

Andererseits aber auch, indem Organisationen zusammenarbeiten, die sich mit Altersfragen befassen: Die Spitex ist bei Vicino ebenso dabei wie das Rote Kreuz oder die Alzheimer-Vereinigung – und auch der Quartierverein und das Quartier-Restaurant sind mit von der Partie.

Das Beispiel macht Schule

Die Bilanz nach rund zweieinhalb Jahren Pilotphase in der Luzerner Neustadt sei ermutigend, sagt Corinne Küng. «Es gibt eine neue Achtsamkeit im Quartier», beobachtet sie. «Auch gerade jetzt vor Weihnachten: Ich bekomme mit, dass Leute Nachbarn zum Essen einladen, damit diese nicht alleine sein müssen.»

Im kommenden Jahr eröffnet Vicino zwei neue Standorte in der Stadt Luzern: In Littau und im Würzenbach. Längerfristig sollen zusätzliche Standorte dazukommen. Und auch die Stadt will sich stärker engagieren: Gespräche über eine Leistungsvereinbarung sind für 2019 geplant.

Regionaljournal Zentralschweiz, 17:30 Uhr

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