In der Stadt Luzern wohnen die meisten Einwohnerinnen und Einwohner nicht im Eigenheim, sondern in einer Mietwohnung. Und gerade Leute mit niedrigen oder mittleren Einkommen sind häufig Mitglied einer Baugenossenschaft.
Künftig soll in der Stadt Luzern aber eine Art Mischform möglich sein: Genossenschaftswohnungen sollen nicht nur gemietet, sondern auch gekauft werden können – und zwar in der geplanten Genossenschafts-Überbauung an der Industriestrasse. Drei Wohnungen sind dafür vorgesehen.
Wohnung geht zurück an Genossenschaft
Der Wohnungskauf spielt sich bei diesem Pilotprojekt ab wie auf dem freien Markt. Es gibt aber einen entscheidenden Unterschied: Die Wohnung darf nicht weiterverkauft werden – wenn sie der Eigentümer nicht mehr will, geht sie zwingend zurück an die Baugenossenschaft.
«Die Baugenossenschaft erhält ein Vorkaufsrecht zu einem Preis, der vorgängig definiert worden ist, und kauft so die Wohnung wieder zurück», erklärt Adrian Achermann, Jurist von «Wohnen Schweiz», dem Verband der Baugenossenschaften mit Sitz in Luzern. Damit soll verhindert werden, dass der Preis beim Verkauf in die Höhe schiessen kann.
Eigentum und Genossenschaft? Kein Widerspruch
«Wohnen Schweiz» ist treibende Kraft hinter dem Pilotprojekt an der Industriestrasse. Ausserdem gab es ein Postulat im Luzerner Stadtparlament dazu.
Das Pilotprojekt richte sich an mittelständische Familien, die an Wohneigentum in der Stadt interessiert seien, aber kaum eine Chance dazu hätten, sagt Achermann. Denn ein Durchschnittseinkommen reiche häufig nicht, um sich in der Stadt eine Wohnung kaufen zu können. «Der Kauf einer Genossenschaftswohnung ist da günstiger, man benötigt weniger Eigenkapital», sagt er. «Die Schwelle, um Wohneigentum zu erwerben, wird dadurch niedriger.»
Genossenschaftliches Wohnen und Wohneigentum besitzen – das sei kein Widerspruch, sagt Achermann. Entscheidend sei, dass die gekaufte Wohnung der Spekulation entzogen sei, wie es dem genossenschaftlichen Grundgedanken entspreche.
Stadt unterstützt Idee
Auch die Luzerner Stadtregierung steht hinter dem Pilotprojekt. «Der gemeinnützige Wohnungsbau trägt dazu bei, dass auch der Mittelstand in der Stadt eine Wohnung vermag», sagt Baudirektorin Manula Jost. Genossenschaften seien nicht in erster Linie für den Wohnraum von «Armen und Ärmsten» zuständig, dafür gebe es die Gemeinnützige Stiftung für preisgünstigen Wohnraum (GSW). Allerdings gebe es beim Pilotprojekt noch einige rechtliche Details, die zu klären seien.
Derweil geht die Planung der Überbauung an der Industriestrasse weiter, für die noch eine Änderung der Bau- und Zonenordnung nötig ist. In wenigen Jahren sollen aber die ersten drei Genossenschaftswohnungen verkauft werden.