Nevenka Tosic kann sich ab sofort anerkannte Automatikmonteurin nennen. Sie kann bei kleinen Geräten die Automatik montieren, reparieren und programmieren. Nevenka Tosic hat, zusammen mit sieben Kolleginnen, eine zweijährige Ausbildung abgeschlossen und erhält nun ein eidgenössisches Fähigkeitszeugnis.
Die 45-Jährige hat drei Kinder und arbeitet in einem 100 Prozent-Pensum. Daneben hat sie die Ausbildung gemacht. Das sei zwar streng gewesen, aufgeben sei aber nie ein Thema gewesen, sagt sie. «Es hat mich interessiert, so ein Angebot gab es bisher nicht.»
Einmaliges Angebot
In der Tat ist diese Ausbildung schweizweit ein Novum: Maxon hat sie in Zusammenarbeit mit dem Berufsbildungsdepartement des Kantons Obwalden ins Leben gerufen. Das Unternehmen habe erkannt, dass in der Produktion viele Mitarbeiterinnen tätig sind, die grosse Erfahrungen mit elektromechanischen Antrieben haben, denen es aber an der Grundausbildung fehlt.
Sie sei froh, diese Chance erhalten zu haben, sagt Nevenka Tosic. Sie und ihre Kolleginnen, die ebenfalls erfolgreich den Ausbildungsgang abgeschlossen haben, hätten alle bisher keine Berufslehre abgeschlossen.
Ich habe jetzt eine Ausbildung und bin ein Vorbild für meine Kinder
Stolz auf das, was die Maxon-Mitarbeiterinnen in den letzten zwei Jahren geleistet haben, ist auch Thomas Müller. Der Berufsbildner von Maxon hat die acht Frauen durch die Ausbildung begleitet. Es sei eine riesige Genugtuung, dass alle nun ein Diplom in der Hand halten können. Viele von ihnen seien lange nicht mehr zur Schule gegangen, mussten Prüfungen bestehen, die nicht einfach waren. «Manchmal kamen schon Zweifel auf. Haben wir zu hohe Ziele gesetzt, zu viel Druck auferlegt?»
Nun sei es geschafft und die Mitarbeiterinnen haben mit dem eidgenössischen Fachzeugnis Zugang zur ganzen Bildungslandschaft der Schweiz.
Ein Diplom in den Händen und neue Möglichkeiten
Dass nun sogar noch eine Weiterbildung möglich wäre, freut Nevenka Tosic. Aber vorerst heisse es jetzt im Unternehmen zu schauen, ob sie möglicherweise neue Aufgaben übernehmen könne. «Das muss ich nun mit meinem Vorgesetzten anschauen», sagt sie. Für Thomas Müller ist klar: Bei Maxon wolle man die Frauen weiterbeschäftigen. Zusätzliche Aufgaben oder eine neue Kaderposition sei durchaus möglich.
Ist mit der Berufsausbildung auch mehr Lohn verbunden? Das stehe nicht im Vordergrund, sagt der Bildungsverantwortliche Thomas Müller. «Wir können längerfristig nicht wachsen, wenn wir höhere Löhne bezahlen. Wichtig ist, dass wir in der Qualität und der Technologie besser werden.»