Wie lebt es sich als Jugendliche/r in einer Region, in der der letzte Bus um 20 Uhr fährt und Nachtclubs inexistenz sind? politbox wollte wissen, was an den Klischees dran ist. Dafür haben wir Jugendliche in Bern und Visp gefragt.
«Kannst du dir das Leben dort vorstellen?»
Das könnte sich die eine junge Bernerin gut: «Ich wohne jetzt in Wabern und finde es schön, wenn man beides ein bisschen hat.» Aber auf dem Land könnte sie es sich definitiv vorstellen, «da kann man besser abschalten.» Ihre Freundin widerspricht: «Ich bin sehr gerne schnell in der Stadt.»
Die grösste Sorge scheinen die fehlenden Optionen zu sein. «Wenn man in einer grösseren Stadt lebt, hat man viel mehr Möglichkeiten», meint ein junger Mann in Bern. Eine junge Frau kann sich das Leben in Visp nicht recht vorstellen, meint aber, es habe vor allem mit dem Gewohnten zu tun: «Ich bin es mir jetzt gewohnt, stadtnah zu wohnen. Die, die in Visp wohnen, sind sich einfach anderes gewohnt.»
«Spass haben sie vermutlich auch»
«Schön ruhig» stellt man es sich vor. «Ich habe ein Pferd», meint die eine Bernerin lachend auf die Frage, was sie an einem Freitagabend in Visp tun würde. «Ich würde wohl zu den Pferden gehen – mich würde es nicht so stören, wenn ich nicht an Parties könnte.»
Die befragten Jugendlichen in Bern sind sich einig: In Visp würden die Jungen eher am Freitag- oder Samstagabend in eine Bar gehen. Vielleicht gäbe es Jugendzentren, wird gemutmasst. Spass hätten sie vermutlich auch. «Es ist wohl einfach anders. Hier mehr im Club, dort eher in einer Bar, mit Freunden reden», glaubt eine Berner Jugendliche. Und ihre Freundin lacht: «Vielleicht haben sie die grösseren Parties als wir, wer weiss.»
Zeit, mit den Klischees aufzuräumen?
«Ein bisschen langweilig» sei es schon, sagt eine der beiden jungen Frauen, die politbox in Visp antreffen. Sie gehe nie aus, meint ihre Freundin. Die beiden sind sich nicht ganz einig: «Manchmal läuft was, zum Beispiel das Openair Gampel…» – «…einmal im Jahr.» «Oder der Gätsch in Brig…» «…einmal im Jahr!»
Die Jugendlichen in Visp haben sich offenbar damit arrangiert, dass nicht so viele Optionen zum Ausgehen vorhanden sind. «Es ist nicht gerade für junge Leute. Man kann da schon leben. Aber es ist nicht gerade was Spezielles», meint ein junger Mann im Café. Unter der Woche gäbe es ein Bier mit den Kollegen, am Wochenende gehe es nach Visp oder Brig: «Live-Konzerte, Gartenplausch.»
Auf die Frage, was man denn so unternehme, lachen die beiden Freundinnen: «Trinken, Alkohol.» Nein, relativieren sie schnell: «Wir gehen oft was trinken – gemütlich mit den Kollegen zusammensein.» Offenbar geht es vor allem darum, mit den Freundinnen und Freunden unterwegs zu sein – ganz egal, ob dies nun in Bern oder in Visp ist.