Den Polo-Sport näher zu den Leuten bringen und ihn ein wenig vom Highsociety-Image befreien, dieses Ziel verfolgt Stefan Locher vom Legacy Polo Club mit dem «Legacy Pollo Cup» im Birrfeld. «Kein einfacher Spagat», sagt der OK-Präsident und aktive Polo-Spieler Locher.
Polo ist ein Sport, der seine Wurzeln in Argentinien hat. Dort würden Kinder auf dem Rücken von Polopferden aufwachsen, sagt Stefan Locher. In der Schweiz hingegen wird Polo als exotisch und elitär wahrgenommen.
Ein Hobby für superreiche Leute, die ihre Turniere in Gstaad oder St.Moritz austragen, beobachtet von Frauen in Pelz und Männern, die Luxuskarossen fahren. Wer in der Schweiz Polo spielt, so wie Stefan Locher vom Legacy Polo Club Mülligen, muss sich das leisten können.
Güggeli statt Kaviar
Locher streitet das nicht ab, relativiert aber und verweist auf den «Legacy Pollo Cup». Dort gibt es Güggeli statt Kaviar, Bier beziehungsweise Mineralwasser statt Champagner und Zuschauer, die höchstens Faserpelz tragen: «Wir wollen den Polosport volkstümlich präsentieren und Berührungsängste abbauen», erklärt Stefan Locher die Strategie des Turniers, das vom 11.-13. August zum vierten Mal im Birrfeld ausgetragen worden ist.
Ein Anspruch, dem das familienfreundliche Konzept mit Volksfestcharakter geschuldet ist. Gestützt auf die Zuschauerzahlen, geht dieses Konzept auf: rund 4000 Menschen seien letztes Jahr gekommen und hätten sich Polo aus der Nähe angeschaut. «Wir wachsen Jahr für Jahr und dürften mittlerweile eine der grössten Poloveranstaltungen in der Schweiz sein», sagt Stefan Locher stolz.
«Pollo» - der Marketing-Gag
Er vermutet, dass die Bezeichnung «Pollo» (heisst Huhn) für Polo zum Beliebtheitsgrad beiträgt: «Ein Marketing-Gag, der anzukommen scheint», schmunzelt der hauptberufliche Augenarzt und relativiert sogleich: Bezogen auf den sportlichen Aspekt hätten die Turniere in Gstaad und St.Moritz mehr Gewicht, weil sie bezüglich Spieler und Pferde besser besetzt seien.
Eine echte Meisterschaft gibt es in der Schweiz nicht. 9 Clubs, darunter auch der Legacy Polo Club Mülligen sind im Dachverband Swiss Polo Association vereint, aber nicht alle hätten kompetitive Teams, um Turniere spielen zu können, so Locher. Vier Reiter oder Reiterinnen braucht es pro Team.
Polofeld braucht sechs Fussballfelder
Wer im Polosport höchstes Niveau (Handicap 10) erreichen will, muss nicht nur sattelfest und talentiert sein, gefragt sind vor allem gute Pferde, präziser Ponys. Weil nach jedem Viertel eines Spieles, in der Fachsprache Chucker genannt, die Ponys schonungshalber ausgewechselt werden, braucht es pro Spieler mehre dieser Sporttiere «und wer selber Pferde hat, weiss, was das kostet», sagt Stefan Locher.
Ohne Geld geht es also nicht und das Exotische werde dem Polosport in der Schweiz auch aus einem anderen Grund nicht zu nehmen sein: «Ein Polo-Spielfeld umfasst in etwa die Grösse von sechs Fussballfeldern, Stallungen und weitere Infrastruktur nicht einberechnet – bei uns ist es sehr schwierig, nutzbare Flächen dieser Grösse zu finden». Alleine aus diesem Grund sei eine Entwicklung vom elitären zum Breitensport, wie sie etwa der Tennis- und Golfsport erlebt haben, beim Polosport kaum möglich.
Trotzdem will Stefan Locher am Ziel, mehr Menschen für den aus seiner Sicht faszinierenden Polosport zu gewinnen festhalten. So bietet der zentral gelegene Legacy Club Mülligen mit seinen Turnieranlagen unmittelbar beim Flugplatz Birrfeld Schnupperkurse an, bei denen Reiterfahrung zwar von Vorteil, aber nicht Voraussetzung sei.
Polopferde, die vom Club zur Verfügung gestellt würden, seien gutmütig und einfach zu handeln, vergleichbar mit einem Auto: «Sie kennen im Prinzip nur die Richtungen rückwärts, vorwärts, links oder rechts», sagt Stefan Locher.
(Regionaljournal Aargau Solothurn, 17:30 Uhr)