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Präsident der Cityvereinigung «Wenn das Gewerbe in einer Stadt nicht lebt, stirbt sie aus»

Am Montag wurde der 62-jährige Josef Williner zum Präsidenten der Cityvereinigung gewählt. Josef Williner war über vierzig Jahre im Detailhandel tätig, unter anderem arbeitete er dreissig Jahre bei Manor und war zehn Jahre lang Direktor von Bucherer Luzern. Seit zwei Jahren ist er selbständig.

Als Präsident der Cityvereinigung, die die Interessen von über 200 Geschäften in der Stadt Luzern wahrnimmt, will er sich unter anderem für längere Ladenöffnungszeiten einsetzen.

SRF News: Josef Williner, Sie sind der neue Präsident der Cityvereinigung, was reizt sie an diesem Amt?

Josef Williner: Ich habe mein ganzes Leben im Detailhandel verbracht. Und im Detailhandel hat man einerseits mit Produkten zu tun und andererseits mit Menschen. Das ist eine persönliche Bereicherung. Ich stehe für gute Rahmenbedingungen ein, damit sich das Gewerbe in dieser Stadt weiterentwickeln kann.

Ihr Vorgänger war Franz Stalder, der mit seinem Kaffeegeschäft den klassischen Detaillisten verkörperte. Sie kommen von einem ganz andern Ort, Sie waren zehn Jahre Direktor beim Uhren- und Schmuckhändler Bucherer und davor dreissig Jahre bei Manor. Da taucht die Frage auf, ob Sie überhaupt spüren, was die kleinen Detaillisten brauchen?

Ich bin überzeugt, dass ich das spüre, denn es braucht beide. Es braucht die Grossen , welche Frequenzen bringen, aber es braucht auch die Kleinen, damit der Warenmix in einer Stadt stimmt. Dieser ist entscheidend für die Konsumenten. Ich habe absolut kein Problem, mich für die Kleinen einzusetzen, auch wenn ich von den Grossen komme. Denn schlussendlich ist der Detailhandel nichts anderes, als der Wille, einen guten Service zu bieten.

Der Detailhandel ist ein schwieriges Geschäft im Umfeld der Onlinekonkurrenten und der grossen Shoppingcentren ausserhalb der Stadt. Haben Sie innovative Ideen, wie die Position der Detaillisten in der Innenstadt verbessert werden kann?

Es ist ganz klar, der Detailhandel steht vor grossen Herausforderungen. Ich bin felsenfest überzeugt, dass der Detailhandel absolut eine Chance hat. Zum Beispiel mit einem guten Service, mit einem aktuellen Sortiment, mit einem Branchenmix in einer Stadt das keine Shoppingcenter bieten kann. Aber es braucht die Erreichbarkeit in einer Stadt, das ist ein zentraler Punkt. Es braucht aber auch Öffnungszeiten, die den Kundenbedürfnissen angepasst sind. Diese Punkte wollen wir im Dialog mit den verschiedenen Gremien vorantreiben. Wenn kein Gewerbe und kein Handel in einer Stadt stattfinden, stirbt eine Stadt aus.

Ein anderes Thema sind die Ladenöffnungszeiten. Sie wollen mehr Flexibilität, um die Läden länger offenhalten zu können. Der Stadtrat prüft ja zur Zeit, was machbar wäre. Was wäre Ihre Vorstellung? Wer soll wo wie lange offen halten können?

Fakt ist, dass Luzern als Zentrum restriktive Ladenöffnungszeiten hat und das Umsatzpotential, das vorhanden ist, zu wenig genutzt werden kann. Es ist unsere Pflicht als Ciyvereinigung da mitzuarbeiten.

Der Detaillistenverband wehrte sich jedoch zusammen mit den Gewerkschaften gegen längere Öffnungszeiten, und auch die Luzerner Bevölkerung hat diese Forderung mehrfach abgelehnt. Können Sie in dieser Frage keine Ruhe geben?

Wir akzeptieren die Abstimmung, aber die letzte war vor fünf Jahren. Aber der Detailhandel verändert sich derart rasant, da müssen wir reagieren können. Ich habe ein gewisses Verständnis für den Detaillisten-Verband, denn er ist ja auch für die Detaillisten auf dem Land zuständig. Aber ich denke, es ist Zeit, zwischen Stadt und Land zu unterscheiden. Wir wollen die Öffnungszeiten verlängern, aber es den Geschäften überlassen, ob sie diese nutzen wollen. Sie sollen die unternehmerische Freiheit haben, sich zu entwickeln. Wir suchen jetzt den Dialog mit den verschiedenen Gremien.

Das Gespräch führte Miriam Eisner

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