SRF: Ist dieser internationale Predigtpreis vergleichbar mit einem Oskar?
Thomas Muggli-Stockholm: Ein Stück weit schon. Es ist eine grosse Ehre und sehr motivierend. Und es war eine grosse Überraschung.
Sie erhielten den Preis für eine Karfreitagspredigt in welcher es um Judas, einen der zwölf Jünger, ging. Sie stellten dabei nicht seine Rolle als Verräter in den Vordergrund, sondern ihn als Menschen. Weshalb haben Sie gerade diese Predigt eingereicht?
Judas bleibt natürlich der Verräter. Aber ich versuchte, seine menschliche Seite zu zeigen. Judas, der sein Vergehen bereut und seinen Fehler wieder gutmachen will. Das geht jedoch nicht. Ich versuchte aufzuzeigen, dass diese Geschichte viel mit uns allen zu tun hat, dass man die Schuld an einer Katastrophe nicht den Umständen zuschreiben kann.
Ist es für Sie als Pfarrer nicht frustrierend, wenn Sie Ihre Predigten jeweils in halbleeren Kirchen halten müssen?
Ich spreche lieber von halbvollen Kirchen. Es ist doch schön, dass in vielen Gemeinden jeden Sonntag fünfzig bis hundert Menschen zusammenkommen, um zu feiern. Sie kommen, ohne dass wir Werbung machen, ohne dass wir gratis Bratwürste verteilen. Das ist etwas Schönes.
kueh; Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 12.03 Uhr