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Preisgekrönte Dokfilmerin Heidi Specogna: «Ein körperlich und emotional harter Beruf»

In ihren Filmen berichtet die Bielerin über Opfer von Kriegsverbrechen oder Opfer von Menschenhandel.

Die beiden Frauen in «Cahier Africain», erzählen Heidi Specogna vor der Kamera erst nach langer Zeit von ihrem Schicksal, der Vergewaltigung und den körperlichen Verletzungen durch Rebellen in der Zentralafrikanischen Republik. Immer wieder habe sie diese Interviews verschoben, sagt die Bielerin. «Es ist ein Luxus, so zu arbeiten. Man kann nicht jeden Film über Jahre hinweg drehen.» Das brauche das Verständnis des Produzenten.

Es gibt kein Bild, das einem geschenkt wird.
Autor: Heidi Specogna Dokumentarfilmerin

Sieben Jahre dauerten die Arbeiten am Film in der Zentralafrikanischen Republik. Immer wieder kehrte die 61-jährige nach Afrika zurück, lange blieb die Kamera abgestellt. «Nur so konnte ich glaubwürdig vermitteln, dass mich der Alltag und die Geschichten meiner Protagonistinnen etwas angehen.» Während dieser Zeit brach wieder Krieg aus. Heidi Specogna aber blieb. «Man kann die Kamera nicht einfach zu Boden legen und sagen, jetzt gehe ich. Schliesslich hat man eine Arbeit zu tun.»

Die Arbeit im Kopf zu haben, gebe ihr die nötige Distanz zum Geschehen, sagt Heidi Specogna. Dokumentarfilmerin sei ein harter Beruf. «Man lebt unter schwierigen Bedingungen, teilt den Alltag von Protagonistinnen, die ein sehr schwieriges Leben haben.» Das greife einem körperlich, aber auch emotional an, sagt die 61-Jährige. Das gehöre aber dazu, kein Bild werde einem einfach so geschenkt.

Zurück zu den Wurzeln

Heidi Specogna lebt zwar schon lange in Berlin. Biel sei aber ihre Heimat geblieben, sagt sie. «Es ist der Ort, den ich am meisten durchdrungen habe.» Und in Biel habe sie sehr viel gelernt für ihr filmisches Schaffen.

Im Moment ist Heidi Specogna in Solothurn. Sie ist Ehrengast an den Solothurner Filmtagen. Gezeigt wird ihr Werk und es gibt anschliessend Gespräche mit der Regisseurin.

Heidi Specogna an den Solothurner Filmtagen

Zwei Projekte führen sie wieder in ihre Geburtsstadt zurück – zum einen ein Film über eine Fotografin, die in der Nähe von Biel geboren ist, im Holocaust fast ihre ganze Familie verloren hat und nun in Brasilien lebt. Zum anderen ist die 61-jährige an Recherchen über den ersten Schweizer Jihadisten, der in Biel lebte. «Ich bin gespannt, was mit dieser Stadt und mir nochmals passiert.»

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