Es ist bestimmt die berühmteste Wand in der Theaterliteratur. Gespielt wird sie normalerweise von einem der vier Handwerker, die ein Stück im Stück aufführen. Da das Theater Kanton Zürich aber mit einem sehr kleinen Ensemble auskommen muss, darf ein Premierengast die berühmte Wand spielen. Er macht das mit Bravour und verdient sich einen spontanen Szenenapplaus!
Turnhalle statt Stadtgarten
Es hätte die erste Open Air Premiere der Saison werden sollen. Ein «Sommernachtstraum» also, an einem lauen Maiabend, mit Vogelgezwitscher und Grillengezirpe. Aber daraus wurde nichts, der Abend war nass und kalt und das Theater Kanton Zürich musste seine Kulisse in der Alten Turnhalle in Oberwetzikon aufbauen.
Kühl und fast frostig ist denn auch die erste Szene in der Inszenierung von Elias Perrig. Schnee liegt über dem Wald und Hippolyta (eine wie immer bezaubernde Katharina von Bock) hat sich ein Pelzhütchen aufgesetzt. Doch schon in der nächsten Szene ist der Schnee geschmolzen und der Liebesreigen im grünen Wald kann beginnen.
Kiffen und stöhnen
Ein lustvoller Reigen ist es, in dem sich das ganze Ensemble immer wieder an die Wäsche gehen darf. Oberon verteilt Zauberpilzchen und lässt allerhand Kräutchen rauchen. Puck ist hier mehr Punk als Waldgeist und liefert zusammen mit dem Musiker Sandro Corbat den passenden Sound zum Liebesspiel.
Und so modern wie die Musik ist in diesem Sommernachtstraum die Sprache. In der Übersetzung von Rebekka Kricheldorf tönen die 400 Jahre alten Verse leicht und frisch. Ein sommerliches Vergnügen ist William Shakespeares Klassiker. Und so vergnügt, wie nach dieser Premiere, geht man selten aus einem Theater!