Die Gemeinde Guttannen im Berner Oberland ist von der Abwanderung betroffen. Das zeigt sich auch in der Schule. Neun Schulkinder waren für den Kanton zu wenig. Auf dieses Schuljahr hin hätten sie weiter unten im Tal, in Innertkirchen, zur Schule gehen müssen.
Ein Dorf ohne Schule – das konnte man sich in Guttannen nicht vorstellen. Also hatte man eine Idee: Dem Lehrerpaar Urs Zuberbühler und Andrea Scherling ist es gelungen, eine Kooperation mit der Berner Privatschule NMS einzufädeln. Die Gemeindeversammlung hat die Übernahme gutgeheissen.
Die Volksschule Guttannen wird jetzt also von einer Privatschule geführt. Die Gemeinde übernimmt die anfallenden Kosten in der Höhe von rund 100'000 Franken – das ist mehr, als die staatliche Schule die Gemeinde kosten würde.
So startete das neue Schuljahr, wie es aufgehört hatte. «Die NMS lässt uns machen wie bisher», sagt Urs Zuberbühler. «Die Kinder und ihre Eltern werden von diesem Wechsel nichts merken.»
Gemeindepräsident Werner Schläppi liegt viel daran, dass die Schule im Dorf bleibt. «Dem Gemeinderat ist es wichtig, dass die Leute im Dorf bleiben und junge Familien nach Guttannen ziehen.» Die Bemühungen, das Dorf am Leben zu erhalten, sind in der Gemeinde allgegenwärtig.
Die NMS, die durch das Engagement im Berner Oberland keine zusätzlichen Kosten hat, erfährt einen nicht zu unterschätzenden Mehrwert: Das Grimselgebiet mit seinen Energiewerken und Naturlandschaften seien für die Privatschule aus der Stadt hochspannende Erlebnisfelder, sagt NMS-Direktorin Annette Geissbühler. Sie freut sich darauf, dank der Filiale in den Alpen naturwissenschaftliche Themen wie zum Beispiel den Klimawandel auch ihren Schülerinnen und Schülern in der Stadt Bern künftig noch unmittelbarer vermitteln zu können.
Kein Problem ist das Engagement der NMS für den Kanton Bern. Da die NMS Unterricht im Rahmen des Volksschulgesetzes anbietet, hat die Erziehungsdirektion die Übernahme der Primarschule Guttannen bewilligt.