Das Problem: Die Rohstoffpreise für Altkarton sind in den Keller gerasselt. Der Hauptgrund dafür ist der Onlinehandel. Millionen von Kartonpaketen werden jedes Jahr aus China nach Europa geliefert. Bisher hat China auch Altkarton aus Europa recycelt. Doch damit ist jetzt so gut wie Schluss. China will praktisch keinen europäischen Altkarton mehr. Das bedeutet: In Europa stapelt sich der Altkarton, die Preise fallen ins Bodenlose, mittlerweile bringt der Altkarton gar kein Geld mehr, wer ihn entsorgen will, muss dafür zahlen.
Das sind die Auswirkungen für unsere Gemeinden: In der Regel sammeln die Gemeinden den Altkarton oder haben dafür zentrale Sammelstellen eingerichtet. Sie bringen den Altkarton zu einem Recycling-Unternehmen. Deshalb spüren nun auch die Gemeinden die Veränderungen auf dem globalen Markt. Noch im letzten Jahr erhielten sie von den Abnehmern zwischen 20 und 50 Franken pro Tonne Altkarton. Jetzt muss man für die Entsorgung zahlen – und zwar zwischen 10 und 20 Franken. Die Sammlung von Altkarton kommt die Gemeinden also teuer zu stehen.
Darum bleiben die Gemeinden noch ruhig: Manche Gemeinden verfügen über langfristige Verträge mit ihren Karton-Abnehmern. Der Preiszerfall trifft sie also vorläufig noch nicht. Aber auch wer jetzt vertragslos dasteht oder bereits mit den neuen Marktpreis bezahlt, muss nicht verzagen. Wie Regina Wenk vom Werkhof Aarau erklärt, variieren die Preise für Siedlungsabfälle ständig und halten sich langfristig oft die Waage. Zum Beispiel: Es mag zwar aktuell der Markt für Altkarton unter Druck sein, aber für Altglas gibt es dafür wieder etwas mehr Geld.
Um so viel Geld geht es: Bei den kleinen Gemeinden geht es nur um kleine Beträge, sagt Roger Siegenthaler vom Verband der Solothurner Einwohnergemeinden auf Anfrage von SRF. Grösser sind die Beträge aber in den Städten. In Olten werden zum Beispiel rund 345 Tonnen pro Jahr gesammelt. Wenn also eine Stadt dieser Grösse im letzten Jahr einen marktüblichen Tarif für Altkarton erhalten hat und in diesem Jahr einen marktüblichen Tarif bezahlen muss, liegt die Differenz bei rund 20'000 Franken.
So geht es weiter: Vorläufig dürfte sich in den meisten Gemeinden kaum etwas ändern. Bleiben die Preise aber langfristig im Keller sieht es jedoch anders aus. Gemäss Gesetz muss die Abfallentsorgung nämlich kostendeckend sein. Ist sie dies nicht, müssen die Gebühren über kurz oder lang angepasst werden.