Die Kehrichtverbrennungsanlagen von Buchs und Turgi im Kanton Aargau sowie der Limeco aus Dietikon (Zürich) hatten grosse Pläne: Ab 2030 erreichen die Anlagen in Turgi und Dietikon ihr Lebensende. Neubauten an den heutigen Standorten sind gemäss Betreiber schwierig oder unmöglich – weil es die Gesetze heute verbieten. In Turgi steht die KVA direkt an der Limmat, in Dietikon in der Pufferzone eines Flachmoors.
Deshalb kam die Idee auf, die Kehrichtverwertung zu zentralisieren. Gemeinsam mit der KVA Buchs wollten die Betreiber eine neue, grössere Anlage bauen. Doch das Projekt ist gescheitert, wie die drei Unternehmen am Montag mitteilten.
Kein Standort gefunden
Man habe verschiedene mögliche Standorte für einen Neubau geprüft, heisst es der Mitteilung. Diese müssten zonenkonform sein, verkehrstechnisch gut erschlossen und auch gut gelegen, damit man die Abwärme der Anlage sinnvoll nutzen kann.
Rund ein Dutzend «gut geeigneter Standorte» habe man gefunden. Vor allem im unteren Aaretal – also im Zurzibiet. Dort suchte die Firma Refuna AG sowieso nach einem neuen Abwärme-Produzenten für die Zeit nach der Abschaltung des AKW Beznau.
Sämtliche Gemeinden erteilten unmissverständliche Absagen.
Allerdings hätten sich die möglichen Standortgemeinden gewehrt. «Sämtliche Gemeindebehörden erteilten uns für eine KVA eine unmissverständliche Absage», wird Roger Huber zitiert, der als Präsident des Gemeindeverbandes Kehrichtverwertung Region Baden-Brugg das Projekt initiiert hatte.
«Es gab Ängste, weil es eine sehr grosse Anlage ist», präzisiert Huber im Gespräch mit Radio SRF. «Einige Gemeinden möchten auf so grossen Gebieten aber auch lieber eine Fabrik ansiedeln als eine Kehrichtverwertung, also eine Anlage mit mehr Wertschöpfung.»
Eine neue KVA könne und wolle man aber nicht gegen den Willen von Behörden und Bevölkerung bauen, so Huber weiter. Auch die Refuna im unteren Aaretal ist inzwischen nicht mehr auf eine Kehrichtverbrennung angewiesen: Sie plant ein eigenes Holzheizkraftwerk.
Kanton Zürich will nicht
Auch weitere Möglichkeiten wurden geprüft und mussten inzwischen verworfen werden, so die Betreiber weiter.
- Standort Dietikon: Der Stadtrat argumentiert, dass der kantonalzürcherische Richtplan eine KVA mit einer Kapazität von maximal 160'000 Jahrestonnen zulasse. Eine gemeinsame Anlage müsste aus betriebswirtschaftlichen Gründen auf 200'000 ausgerichtet sein, sagen die Betreiber. Ein Neubau in Dietikon sei deshalb keine Option.
- Ausbau Standort Buchs: Eine Variante wäre die Schliessung der KVA in Dietikon, eine Verkleinerung in Turgi und ein Ausbau in Buchs gewesen. Damit wäre der Zürcher Abfall vollständig im Aargau entsorgt worden. Dagegen habe sich Widerstand aus dem zuständigen Amt im Kanton Zürich abgezeichnet, schreiben die Betreiber.
In Dietikon zeichnet sich für die Limeco inzwischen eine Lösung ab, es kann wohl Land gekauft werden. Für Turgi bleibe die Situation aber problematisch, heisst es weiter. Es sei deshalb «nicht ausgeschlossen», dass die KVA Turgi und Buchs eine strategische Zusammenarbeit weiter prüfen.
Alle zuständigen Gremien haben dem Projektabbruch zugestimmt. In der Mitteilung ist die Enttäuschung über das Scheitern aber deutlich zu spüren. «Anscheinend ist die Zeit nicht reif für eine kantonsübergreifende und innovative Zusammenarbeit», heisst es da.
Roger Huber relativiert im Gespräch: «Wir haben viel gelernt in diesem Prozess und nehmen den Schwung nun mit auf der Suche nach einer innerkantonalen Lösung.»