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Projekt in Rheinfelden Lehrlinge ziehen Neubau selber hoch

Bei einem Neubauprojekt in Rheinfelden können Lehrlinge auf der Baustelle das Erlernte in die Praxis umsetzen.

Auf den ersten Blick ist es eine ganz gewöhnliche Baustelle am Rande von Rheinfelden im Kanton Aargau. Doch auf den zweiten Blick wird schnell klar: Hier läuft alles ein bisschen anders. Denn das künftige Betriebsgebäude der Entsorgungs- und Recyclingsfirma «Waser» bauen ausschliesslich Lehrlinge. Unter ihnen angehende Zimmermänner, Heizungsinstallteure und Gebäudetechniker. Bisher waren vor allem Maurerlehrlinge am Werk.

Der Zeitdruck ist ein Problem

«Wir konnten die Wände komplett selber mauern. So sieht man viel genauer, welche Fehler man gemacht hat und was man das nächste Mal besser machen kann», sagt Niklaus Bacher, Lehrling im zweiten Lehrjahr. Sein Kollege Andreas Bertsch ergänzt: «Wir mussten viel mehr selber überlegen, weil der Polier nicht alles vorgemacht hat».

Entsprechend motiviert erlebt Remo Rickenbacher die beiden jungen Männer. Er ist Betriebsleiter Maurerei bei der «Stamm Bau AG», wo die Maurerlehrlinge angestellt sind. Der Betrieb ist einer von insgesamt sieben Firmen, die am Bau beteiligt sind. Normalerweise könnten die Lernenden auf der Baustelle viel weniger machen, sagt Rickenbacher. «Wir haben immer weniger Zeit, einen Bau durchzuführen. Unter diesem Zeitdruck einen Lehrling einzusetzten und sich die Zeit nehmen, ihm etwas beizubringen, ist schwierig». Das sei ein Problem und zwar in allen Ausbildungsbereichen der Baubranche.

Qualität der Ausbildung sei gewährleistet

Beim Verband der Bauunternehmer Region Basel spricht man lieber von einer Herausforderung. Der grosse Zeitdruck könne durchaus erschweren, dass die Lernenden auf der Baustelle eins zu eins anwenden können, was sie in den Praxiskursen gelernt hätten, sagt Manuela Renz, Verantwortliche für Bildung beim Verband. Aber: «In den drei Jahren Ausbildung haben die Lehrlinge genügend Gelegenheit, Erlerntes auch auf der Baustelle zu üben», sagt Renz.

Fest steht: Projekte wie das in Rheinfelden sind eine Ausnahme. Denn wo Lehrlinge am Werk sind, dauern die Arbeiten länger. Die rund zwei Monate längere Bauzeit, mit der Bauherr Marc Waser von der gleichnamigen Entsorgungsfirma rechnet, machen ihm nichts aus. Dafür sei der Neubau am Ende sogar etwas preisgünstiger, weil er bereit sei, gewisse Fehler in Kauf zu nehmen.

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