Das Wohnheim auf dem Areal des Psychiatriezentrums Münsingen (PZM) wird auf Anfangs 2020 geschlossen. Im Gegenzug soll das ambulante Angebot für geistig Behinderte ausgebaut werden. Die PZM AG begründet den Schritt mit den veränderten Rahmenbedingungen. Die Angehörigen und gesetzlichen Vertreter der Heimbewohnerinnen und -bewohner wurden am Dienstag schriftlich über die Schliessung informiert.
Sie werden bei der Suche nach einem neuen Platz vom PZM und vom Kanton unterstützt werden. Direktor Rolf Ineichen ist zuversichtlich, dass für alle Bewohner ein guter Platz gefunden werden kann. Aber die Nachricht der Schliessung sei sicher ein Schock für die Betroffenen.
Die Bewohnerinnen und Bewohner jetzt wieder zu entwurzeln, das machen wir nicht gerne.
«Im Wohnheim ist eine Gruppe von Leuten, die vorher schon an verschiedensten Orten gescheitert sind. Bei uns haben sie eine Bleibe gefunden.» Diese nun wieder wegzuschicken, falle dem PZM nicht leicht. Von der Schliessung betroffen sind auch 45 Mitarbeitende.
Gesellschaftliche Veränderung
Dass geistig Behinderte dauerhaft in Psychiatrischen Kliniken wohnen, wird schon seit den 1990er-Jahren in Frage gestellt. Die Zeiten hätten sich eben geändert, sagte Verwaltungsratspräsident Beat Straubhaar gegenüber der Nachrichtenagentur sda – früher habe man die Menschen «versorgt», heute versuche man, sie in geeigneten Heimen unterzubringen und in der Gesellschaft zu integrieren.
Eine weitere Schwierigkeit ist die geplante Vergütungsänderung. In Zukunft soll die betroffene Person und nicht mehr die betreuende Institution finanziert werden. Die PZM-Führung geht davon aus, dass die Nachfrage für Heime wie jenes in Münsingen dadurch zurückgehen wird. Angehörige dürften eher ein geeignetes Wohnheim in ihrer Nähe aussuchen - oder aber die Menschen daheim betreuen und mit dem zur Verfügung stehenden Geld eine Hilfskraft finanzieren.