Das Psychiatriezentrum Münsingen hat für zweieinhalb Millionen Franken eine neue Station eingerichtet. Sie ist spezialisiert auf die Abklärung und Behandlung von Demenz- und Delirkranken. Für die neue Station, die Anfang August eröffnet wird, ist Chefarzt Christian Kämpf zuständig.
SRF News: Warum braucht es überhaupt eine solche Station?
Christian Kämpf: Vor einigen Jahren waren noch alle am gleichen Ort untergebracht: depressive, schizophrene oder auch Suchtpatienten. Und eben auch jene, die wegen einer Demenz bei uns waren. Das funktioniert zwar auch, aber man kann viel weniger auf die Bedürfnisse der einzelnen Personen eingehen. Nicht alle brauchen das gleiche Umfeld.
Dem Begriff «Delir» bin ich im Zuge der Recherche zum ersten Mal begegnet. Was ist das eigentlich genau?
Im Allgemeinen kennt man den Begriff vor allem im Zusammenhang mit Alkohol-Delir. Das ist eine spezielle Unterform. Delir bezeichnet aber im Grunde sämtliche Verwirrtheitszustände, die sehr akut auftreten und auch wieder verschwinden können. Da kann Alkohol eine Rolle spielen, Medikamente, die ungünstig zusammenspielen, oder auch Infekte nach Operationen. Es gibt ganz unterschiedliche Ursachen.
Und was unterscheidet Delir und Demenz?
Demenz ist ein Abbauprozess im Hirn, die Fähigkeiten bezüglich Gedächtnis und Bewältigung des Alltags nehmen sukzessive ab. In diesem Zusammenhang kann es auch zu Verhaltensstörungen kommen. Delir-Patienten können von einer Stunde auf die andere völlig durcheinander sein, das Krankheitsbild wechselt rasch. Die Symptome können aber auch ganz verschwinden. Es ist wichtig, dass man genau abklärt, um welche Krankheit es sich handelt. Denn die medikamentöse Behandlung unterscheidet sich und auch, wie man auf die Menschen zugeht.
Diese Unterscheidung wird mit der neuen Station einfacher?
Wir haben hier spezialisiertes Personal, dass die Patienten gut beobachten kann. Da spielen vor allem auch die Pflegenden eine grosse Rolle. Sie verbringen viel mehr Zeit mit den Patienten als die Ärztinnen und Ärzte.
Das Gespräch führte Christina Scheidegger.