Am Mittwoch dürfte es Tränen geben und feuchte Augen im Stadion des FC St. Gallen. Denn eine Legende tritt ab: Tranquillo Barnetta. Der Stadtsanktgaller hat es zum Fussballstar geschafft. Als Teenager ging er nach Deutschland in die Bundesliga. Als Routinier kehrte er zurück in seine Heimat – zu seinem FC St. Gallen.
Jetzt macht der 34-Jährige Schluss. Am Samstag hängt er seine Fussballschuhe endgültig an den Nagel. Wir haben uns mit ihm über seine Karriere und seine Zukunft unterhalten.
SRF News: Tranquillo Barnetta, am Mittwoch spielen Sie zum letzten Mal vor dem eigenen Publikum. Wie stellen Sie sich Ihren Abschied vor?
Tranquillo Barnetta: Ich freue mich auf das Spiel. Allzu viele Erwartungen habe ich nicht, ich lasse es auf mich zukommen. Ich denke aber schon, dass es emotional werden könnte.
Ihr erstes Spiel für den FC St. Gallen in der NLA bestritten Sie 2002 als 17-Jähriger. Welche Erinnerungen haben Sie an dieses Spiel?
Es war ein ganz spezieller Moment. Ich habe lange davon geträumt. Früher habe ich die Spiele von hinter dem Tor verfolgt und die Spieler bewundert. Und dann ruft einem plötzlich der Trainer, dass man sich bereit machen soll, weil man eingewechselt wird. Es war so emotional, dass ich heute gar nicht mehr weiss, ob ich gut gespielt habe oder nicht.
Kurz nach ihrem Debüt ein Tiefschlag: Der FC St. Gallen ging gegen den FC Wil mit 3:11 unter. Die bitterste Niederlage in Ihrer Karriere?
Definitiv. Eine solche Niederlage gibt es nicht jedes Jahr. Es war ein herber Rückschlag, vor allem, weil es mir persönlich sonst eigentlich gut lief. In der Zeitung wurden wir als «Bratwürste» bezeichnet. Heute kann ich darüber schmunzeln, damals war es bitter.
Noch als Teenager wechselten Sie 2004 in die Bundesliga zu Bayer Leverkusen.
Damit ging ein Traum in Erfüllung. Früher haben wir miteinander «Ran» geschaut am Samstagabend, plötzlich kam ich selber in der Sportschau. Natürlich musste ich mich am Anfang auch durchbeissen, bis ich anerkannt wurde.
Sie haben auch in der Schweizer Nationalmannschaft gespielt. Ein Höhepunkt: 2006 die WM in Deutschland. Gegen Togo spielten Sie vor 65'000 Zuschauern im ausverkauften Stadion in Dortmund. Das Spiel endete 2:0 für die Schweiz. Sie waren an beiden Toren beteiligt. Das erste bereiteten Sie vor, das zweite erzielten Sie selber.
Das war unglaublich. Jedes Kind träumt davon, an einer WM ein Tor zu schiessen. Und dann noch in dieser speziellen Atmosphäre in Dortmund. Es war sehr emotional.
Jetzt beenden Sie Ihre Karriere. Bleiben Sie dem FC St. Gallen erhalten? Eigentlich wären Sie prädestiniert dazu, irgendwann Manager oder Präsident zu werden – so eine Art Uli Hoeness vom FC St. Gallen.
Ich sehe mich selber weniger in dieser Rolle. Vielleicht fehlt mir in einigen Jahren der Fussball. Im Moment will ich lieber in eine andere Richtung denken, mal nicht den ganzen Tag über Fussball reden. Konkrete Pläne für die Zeit nach der Karriere habe ich aber nicht.
Das Gespräch führte Patrik Kobler.
SRF 1, Regionaljournal Ostschweiz, 17:30 Uhr