Yen Han hat wenig Zeit. Am Wochenende stellt sie in Küsnacht ihr neustes Projekt, eine eigene Ballettkompanie vor. Die nächste Probe für den «Nussknacker» im Zürcher Opernhaus steht an – und dann feiert sie in diesen Tagen auch noch Geburtstag. Über ihr Alter redet die Künstlerin nicht.
1994 holte das Zürcher Opernhaus die 21-Jährige als Solistin in das Ballett-Ensemble. Seither ist sie von der Zürcher Bühne nicht wegzudenken. Sie gilt als eine der vielseitigsten und charismatischsten Tänzerinnen. Aktuell ist sie in der Rolle eines weiblichen Clowns im «Nussknacker und Mäusekönig» von Piotr Tschaikowski zu sehen.
Der Chefchoreograf des Opernhauses, Christian Spuck, hat ihr die Rolle auf den Leib geschrieben. Yen Han kann aber auch tragisch. Zum Beispiel in der Choreografie zu Giuseppe Verdis «Messa da Requiem»:
Und natürlich kann sie auch ganz klassisch, wie in der Hauptrolle von Adolphe Adams Handlungsballett «Giselle»:
Am Opernhaus arbeitet sie nun schon unter dem dritten Ballettdirektor. Yen Han ist eine der wenigen Tänzerinnen, die bleiben konnte, wenn der Chef ging. «Der neue Chef brauchte jeweils ein wenig Zeit, dann fand er mich OK», erzählt sie mit einem Lachen.
Yen Han ist aber nicht nur eine begnadete Tänzerin. Sie hat sich auch der Förderung des Nachwuchses verschrieben. Zusammen mit ihrem Ehemann Matthias Zinser betreibt sie seit 2012 in Witikon das Yen Han Dance Center – eine Ballett-Schule für alle Altersstufen. Es gibt Mädchen- und Knabenklassen, Kursen für Modern Dance und offene Klassen für jedermann und jede Frau.
2019 gründet das Paar unter dem Namen «Yen Han Ballet Productions» eine eigene Ballettkompanie und richtete in einem Gewerbegebäude in Küsnacht ein zweites Studio ein. Immer wieder war Yen Han auf der Baustelle anzutreffen.
Mit der eigenen Company will Yen Han hochkarätige Ballettproduktionen in der Schweiz und auf der ganzen Welt zeigen und auch ihren Schülerinnen und Schülern ermöglichen, sich künstlerisch weiterzuentwickeln. Am Wochenende zeigt die Company im neuen Studio in Küsnacht Auszüge aus ihrer ersten Produktion zu Musik von Sergei Rachmaninow und Philip Glass.
Tanzen sei für sie wie Atmen, sagt Yen Han im Gespräch mit dem «Regionaljournal». Und vom Tanzen hat sie noch lange nicht genug: «Ich allein sage, wann ich aufhöre.»