Er ist der Grösste der Schweiz: Bis zu 90 Güterzüge fahren täglich auf dem Rangierbahnhof Limmattal ein, werden zerlegt und die einzelnen Waggons zu neuen Zügen umgruppiert. Was, wenn er aus dem Limmattal verschwände? Wenn seine Fläche, etwa so gross wie 100 Fussballfelder, frei würde?
Bernd Scholl, emeritierter Professor für Raumentwicklung an der ETH Zürich, hat sich in seiner Forschung mit diesen Fragen auseinandergesetzt – und bringt ein Beispiel aus Deutschland: «In Frankfurt am Main entsteht auf der Fläche eines Rangierbahnhofs ein ganz neuer Stadtteil für 20'000 bis 40'000 Menschen.»
SBB winken ab
Ein neuer Stadtteil anstelle eines Rangierbahnhofs im Limmattal, dieser Region, der in den nächsten Jahren ein grosses Bevölkerungswachstum vorausgesagt wird: Diese Idee ist schon länger in der Luft, aktuell wird wieder darüber diskutiert. Als Teil einer Projektschau des Vereins Regionale 2025, getragen von 16 Gemeinden aus dem Limmattal und den Kantonen Aargau und Zürich.
Auch die SBB diskutieren mit. Den Güterbahnhof verkleinern oder gar aufgeben? Philipp Buhl, Leiter Netzentwicklung Güterverkehr bei SBB Infrastruktur, winkt ab. «Aktuell ist das nicht realistisch. Wir brauchen diese Geleise, um die Schweiz mit Güterverkehr versorgen zu können», sagt er. Der Auftrag des Bundes an die SBB sei klar: Den Bahnhof effizient zu betreiben.
Mit leisen Bremsen unterwegs
So schnell aus dem Limmattal verschwinden wird der Rangierbahnhof nicht. Aber wegen des Lärms, der beim Rangieren entsteht, soll bald etwas gehen. «Wir haben leise Bremsen eingebaut, rangieren mehr am Tag als in der Nacht und entwickeln derzeit automatische Kupplungen, die etwas leiser sind», sagt Buhl. Die ersten Wagen mit automatischer Kupplung sollen 2024 durch den Rangierbahnhof Limmattal rollen. Und schon ab nächstem Jahr sollen nur noch Wagen mit lärmsanierten Bremsen im Einsatz sein.