Es gibt Themen, da bleibt einem manchmal das Wort im Hals stecken. Zum Beispiel beim Gespräch über den eigenen Tod. Oder wenn jemand sein eigenes Kind schlägt.
Mit solchen Tabu-Themen beschäftigt sich aktuell die Veranstaltungsreihe «Aktionstage Psychische Gesundheit» , organisiert vom Bündner Gesundheitsamt und Partnerorganisationen. Valeria Ciocco ist die Programmleiterin.
SRF News: Die Aktionstage wurden letzte Woche mit der Ausstellung «Wege aus der Depression» auf dem Theaterplatz in Chur eröffnet. Sie haben aus allen Werken für dieses Gespräch, die Zeichnung einer Bergsteigerin ausgewählt. Wieso?
Valeria Ciocco: Die Arbeit berührt mich persönlich, weil ich selber gerne in der Natur und in den Bergen bin. Auf dem Bild geht ein langer Weg bis auf die Spitze und so ist es auch im Leben. Man hat lange Wege vor sich, die anstrengend sein können. Die Autorin schreibt dies treffend auf ihrem Bild mit dem Satz «I schaffa das». Sie wird sicher viele Rückschläge erlebt haben, aber sie schafft es, sie ist positiv. Und das gefällt mir.
Im Zentrum der Aktionstage mit ihren 34 Veranstaltungen steht das Thema «Tabu». Wieso haben Sie dieses Thema gewählt?
Weil es in unserer Gesellschaft viele Tabus gibt, die eigentlich wichtige Themen sind. Wenn die Tabus bleiben, erzeugt dies viel Leid. Man spricht nicht darüber und die Leute leiden lange, bevor sie sich Hilfe holen. Deshalb müssen wir diese Tabus aufbrechen. Zum Beispiel ist Gewalt an Kindern eine Realität – und darüber müssen wir sprechen.
Tabus können also auch psychisch krank machen?
Genau. Wir wollen auch präventiv Tabus aufbrechen, denn mit mehr Wissen kann man besser handeln.
Die 34 Veranstaltungen decken unterschiedliche Themen ab. Neben dem Thema «Gewalt an Kindern» lädt ein Filmabend zum Gespräch über Sexualität im Alter ein, nicht heterosexuelle Menschen erzählen aus ihrem Leben oder es geht um Fragen rund um Demenz und gutes Leben. Dabei sei es wichtig, sagt Valeria Ciocco, mit den Veranstaltungen die Leute emotional zu berühren.
Welche Veranstaltung interessiert Sie persönlich am meisten?
Am liebsten würde ich überall gehen, es gibt sehr viele interessante Veranstaltungen. Ich gehe sicher an die Veranstaltung «Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz». Denn ich weiss, es wird einerseits sehr lustig, weil eine Impro-Theater-Gruppe mit dabei ist. Andererseits ist es ein wichtiges und ernsthaftes Thema, wenn psychische Krankheiten bei der Arbeit sichtbar werden, es am Arbeitsplatz nicht mehr geht und sich dann die Frage stellt, wie man damit umgeht.
Die Fragen stellte Stefanie Hablützel.