Zum Inhalt springen

Regierungratswahlen Baselland Vom Dorfkönig zum Spar-Minister

Anton Lauber ist seit 2013 Baselbieter Finanzdirektor. Unter seiner Ägide hat der Kanton seinen Finanzhaushalt saniert.

Anton Lauber hat in seiner letzten Amtszeit geschafft, was kaum einem Baselbieter Finanzdirektor vor ihm gelungen ist: Er hat abgenommen. «Ja, das stimmt», sagt Lauber und lacht. «Obschon die Versuchung an den vielen Apéros, zu welchen ich eingeladen werde, gross ist.» Dank eiserner Disziplin am Buffet, einer Diät, aber auch weil er gerne Sport treibt- er joggt regelmässig - ist Lauber schlanker als bei seinem Amtsantritt. Und so kann er nun auch persönlich tun, was er als Finanzdirektor beim Kanton machen musste: den Gürtel enger schnallen.

Denn auf die eigene Linie zu achten, das war bei weitem nicht die grösste Herausforderung Laubers. Als er kam, befand sich das Baselbiet in arger, finanzieller Schieflage. Jahrelang schrieb der Kanton rote Zahlen, schien in einer Sackgasse, aus der niemand mehr einen Ausweg wusste. Doch mit Lauber als Finanzdirektor fand die Regierung den Rückwärtsgang und zurück auf die Normalspur. 2017 präsentierte Lauber erstmals wieder schwarze Zahlen - und die Prognosen sehen ebenfalls gut aus. Die Regierung rechnet für die nächsten Jahre mit Überschüssen im dreistelligen Millionenbereich.

Den Haushalt ins Lot zu bringen, gelang Lauber einerseits, weil die Steuereinnahmen gestiegen sind, vor allem von den natürlichen Personen. Gleichzeitig bremste die Regierung das Ausgabenwachstum, indem sie Sparpakte schnürte, welche Bevölkerung und Staatsangestellte schmerzten. «Die Regierung hat das nicht gerne gemacht», sagt Lauber. «Unsere Sparbemühungen haben sicher an vielen Orten weh getan. Aber dauerhaft rote Zahlen, das wäre auch keine Lösung gewesen.»

Zeitweise befand sich das Baselbiet in einem regelrechten Spar-Wahn. Die Regierung drehte jeden Rappen und schlug auch Massnahmen vor, welche nicht mehrheitsfähig waren. Bei der Polizei hätten beispielsweise Stellen gekürzt werden sollen und die Subventionen für das U-Abo gestrichen. Die SP betont bei jeder Gelegenheit, die bürgerliche Regierung habe - unter der Regie von «Spar-Minister» Lauber - den Kanton «tot gespart». Lauber nimmt solche Anwürfe gelassen zur Kenntnis. «Das ist Polemik.»

Klaus Kirchmayr, Landrat und Finanzpolitiker der Grünen, doppelt nach. Die Sparbemühungen Laubers seien zu einseitig gewesen. Die grossen Einkommen habe man geschont, gespart wurde zuungunsten der Armen. «Gekürzt, und zwar um Millionenbeträge, hat man primär in zwei Bereichen: bei den Ergänzungsleistungen und bei den Prämienverbilligungen», sagt Kirchmayr. «Diese Einsparungen gingen einzig auf Kosten der sozial Benachteiligten.» Lauber erwidert, die Regierung habe insgesamt 132 Spar-Vorschläge geprüft, diese seien in alle Richtungen gegangen.

Dass er ständig mit den schweren und unlustigen Themen wie «Finanzen» und «Sparen» assoziiert wird, liegt zwar in der Natur seines Amtes, passt aber nicht unbedingt zu Laubers humorvollem Naturell. «Er ist eine Frohnatur», sagt Kirchmayr. «Ich empfinde ihn als umgängliche Person.» Saskia Schenker, Interimspräsidentin der FDP, ist derzeit viel mit Lauber unterwegs, begleitet ihn und die anderen bürgerlichen Regierungskandidaten beim Wahlkampf. «Toni Lauber ist jemand, der Energie schöpft, wenn er unter Leuten ist.»

Verwurzelt ist der volksnahe, bodenständige Lauber primär in Allschwil. Dort ist er aufgewachsen, dort wurde er politisiert, wurde Gemeinderat, später Gemeindepräsident - und irgendwann wurde er sogar Dorfkönig. «Ja, der Dorfkönig, das war einmal ein Fasnachtssujet», sagt Lauber. «Das hängt mir noch heute nach, aber ich empfinde es als Ehre.»

Dominanter Teamplayer

In Allschwil hat der Dorfkönig das Regieren gelernt. Fast zwanzig Jahre lang war er in der Exekutive, zehn Jahre als Präsident. Seit 2013 ist der nun Teil der Kantonsregierung. Dass Lauber immer nur regiert habe und nie Mitglied des Landrats war, das merke man hin und wieder, sagt Kirchmayr. «Manchmal stösst er mit seiner dominanten Art an.» Auch Schenker sagt, Lauber habe gerne das letzte Wort und wolle immer gewinnen, «aber ich erlebe ihn auch als Teamplayer, der gerne mit anderen diskutiert».

In den letzten Jahren war Lauber eine der starken Figuren der Baselbieter Regierung. Sowohl politische Freunde wie Gegner konstatieren, dass er einer sei, der Dinge anpacke, voran treibe und Geschäfte zu Ende bringen. Auf sein Konte gehen beispielsweise die Sanierung der Pensionskasse oder die Ausarbeitung des neuen Finanzhaushaltsgesetzes. Um seine Wiederwahl muss sich Lauber daher kaum sorgen.

Nächster Schritt: Visionär

Auch Kirchmayr sieht das so und gibt Lauber für die nächste Amtszeit daher schon mal einen Tipp mit auf den Weg: «Wenn ich einen Wunsch hätte an ihn, dann dass er sich mit der gleichen Leidenschaft mit der er sich fürs Sparen eingesetzt hatte, nun künftig für die Gestaltung des Kantons einsetzt. Denn dies kam in den letzten Jahren definitiv zu kurz.» Vom Dorfkönig, zum «Spar-Minister», bald zum grossen Visionär? Man wird sehen, ob Lauber auch dieser Wandel gelingen will.

(SRF 1, Regionaljournal Basel 17:30 Uhr)

Meistgelesene Artikel