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Regierungsratswahlen Luzern Die CVP ist in der Zwickmühle

Für den zweiten Wahlgang hat die CVP Stimmfreigabe beschlossen. Aber nicht alle in der Partei sind damit einverstanden.

Wer am 19. Mai das Rennen um die letzten beiden Plätze im Luzerner Regierungsrat macht, hängt auch stark von den Wählerinnen und Wählern der CVP ab - sie ist die wählerstärkste Partei im Kanton. Sie ist zudem eine Partei, die gerne betont, dass es wichtig sei, dass alle politischen Lager in der Regierung vertreten sind. Aber genau hier liegt das Problem. Das hiesse nämlich, dass die CVP am 19. Mai SVP-Regierungsrat Paul Winiker einerseits unterstützen müsste - und andererseits Korintha Bärtsch, die für die Grünen antritt. Damit wäre auch wieder eine Frau in der Regierung.

Das hiesse aber auch, den amtierenden parteilosen Regierungsrat Marcel Schwerzmann abzuwählen. Und das ist etwas, das für viele in der CVP ebenfalls nicht vorstellbar ist.

Offener Brief ruft zur Wahl der grünen Kandidatin auf

Die CVP steckt also in einem Dilemma. Die Delegiertenversammlung beschloss Anfangs April daher Stimmfreigabe und verzichtete damit auf eine Wahlempfehlung. Dennoch gibt es nun innerhalb der Partei verschiedene Lager, die Stimmen der CVP-Wählerinnen und -Wähler in die eine oder andere Richtung lenken wollen.

Da ist zum Beispiel der ehemalige Kantonsrat Michael Egli aus Beromünster. Er hat in verschiedenen Zeitungen einen offenen Brief publizieren lassen, in dem er die Stimmbürger auffordert, Paul Winiker von der SVP und Korintha Bärtsch von den Grünen zu wählen. Es sei wichtig, dass Luzern eine ausgewogene Regierung erhalte, in der nicht nur graumelierte Herren sässen, sagt er.

Es ist doch klar, dass ein älterer Mann anders politisiert als eine junge Frau.
Autor: Michael Egli CVP-Politiker

Dass dabei aber der parteilose Marcel Schwerzmann aus der Regierung ausscheiden würde, sei zwar unschön, aber in einer Demokratie nichts Ungewöhnliches. Unterstützung erhält Egli mit seiner Haltung von der Jungen CVP.

CVP-naher Wirtschaftsverband pusht Schwerzmann

Auf der anderen Seite ist da Josef Wyss, CVP-Kantonsrat aus Eschenbach und Präsident der Arbeitsgemeinschaft Wirtschaft und Gesellschaft (AWG), eines CVP-nahen Wirtschaftsverbands. Er gab im Namen der AWG die Empfehlung ab, SVP-Kandidat Paul Winiker und den parteilosen Marcel Schwerzmann wiederzuwählen. «Wir betreiben im Kanton eine erfolgreiche Wirtschaftspolitik, und die ist das Resultat der jetzigen Regierung», sagt er. «Wir dürfen diese Politik nun nicht gefährden.» Dass die Konkordanz dabei auf der Strecke bleibe, sei ihm bewusst - doch die Konkordanz müsse nun eben warten, bis in der Regierung wieder ein Sitz frei werde.

Wir betreiben im Kanton eine erfolgreiche Wirtschaftspolitik, und die ist das Resultat der jetzigen Regierung.
Autor: Josef Wyss CVP-Kantonsrat und Präsident AWG

CVP-Frauen sind gespalten

Das sind die beiden Pole innerhalb der Partei - und dazwischen stehen die CVP-Frauen. Das Netzwerk hat grundsätzlich ein Interesse daran, möglichst viele Frauen in die Politik zu bringen, was dafür sprechen würde, Korintha Bärtsch zu unterstützen. Doch die CVP-Frauen sind gespalten, sagt Monika Emmenegger vom Leitungsteam des Netzwerks: «Beim gewerblichen Flügel der CVP-Frauen hat die Kandidatin der Grünen kaum Unterstützung. Auch viele ältere Mitglieder sind der Ansicht, sie sei zu unerfahren.»

Einigkeit sieht anders aus. Dennoch will niemand innerhalb der CVP von Grabenkämpfen oder gar einer Zerreissprobe reden. Parteipräsident Christian Ineichen sagt: «Meinungsvielfalt gehört dazu. Eine richtige Zerreissprobe hätten wir, wenn wir eine Wahlempfehlung abgegeben hätten - dann würden die beiden Pole jetzt mit härtere Bandagen kämpfen.»

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