Als in Kleinlützel vor vielen Jahrhunderten ein kleines Kloster eingeweiht wurde, verliebte sich der junge Graf Adalbert in die schöne Nonne Küngold – und sie sich in ihn. So geht die Sage.
«Drüberabe isch der schneidig Graf Adelbärt Wuche für Wuche id Wälder a der chlyne Lützel ufd Jagd gritte. Er hed ghoffed, er chönn e Blick us de schöne Auge vom Nönneli Kunigund erhasche. Allimol, wenn me s Jagdhorn köört hed, isch di jungi Schwester im Chlösterli ganz quäksilbrig worde» . So erzählt es Elisabeth Pfluger im Buch «Solothurner Geschichten».
Was ist dran an dieser Sage? Fakt ist: Es gab tatsächlich ein Kloster in Kleinlützel SO. Im 12. Jahrhundert wurde ein kleines Frauenkloster gegründet, und nach einer wechselvollen Geschichte im 16. Jahrhundert wieder aufgegeben. Einzig eine Kapelle ist vom Kloster geblieben.
Die Kapelle steht auf dem Hof Chlösterli, nur vier Meter neben der Landesgrenze zwischen Kleinlützel und Frankreich. Bauer Theo Fritschi hütet den Schlüssel zur Kapelle. Wer fragt, dem öffnet Fritschi die Türe zum jahrhundertealten Denkmal.
Dass Bauer Fritschi eine Kapelle neben dem Bauernhaus hat, mag speziell sein. Er selber hat aber wenig Freude daran. Gerade musste er fünf Jahre lang um eine Baubewilligung für einen neuen Stall kämpfen, weil das Gebiet Chlösterli unter Heimatschutz steht.
Von Graf Adalbert und seiner schönen Nonne hat Theo Fritschi noch nie gehört. Seine Mutter Elwine hingegen schon. «Wenns donnert, kommt jeweils der Graf mit seinem Ross die Kunigunde holen», weiss die 83-Jährige zu erzählen.
Auch das erzählt nämlich die Sage: Dass Graf Adalbert die schöne Küngold nach ihrem Tod aus dem Sarg geholt hat und mit der toten Nonne davongeritten ist. «Wenns i de feistere Winternächte chutted und ragutted, galoppiert zidhär e falbe Ritter uf sim Grauschimmel durs Lützeltal. Im Arm treit er e chrydewyssi Frau, as ihres länge Chleid wyt hingenuse fäckled» .
Glaubt Elwine Fritschi daran? Zuckt sie zusammen, wenn in dunklen Winternächten der Wind pfeift? Die Bäuerin lacht. Es winde auf dem Hof Chlösterli jedenfalls nicht mehr als andernorts, meint sie.